Bin ich jetzt eigentlich ein Alkoholiker? Genau um die Beantwortung dieser Frage habe ich mich Jahre, eigentlich Jahrzehnte drum herum gedrückt. Wer mag das schon gerne hören?
Von Gaby Guzek
Trinke ich schon zu viel?
Viele Menschen, die trinken, kennen diese eine nagende Frage. Sie taucht spätabends auf dem Sofa auf oder am Morgen danach, wenn der Kopf brummt und die Erinnerung an die Menge vom Vortag unangenehm klar ist: Trinke ich eigentlich zu viel? Und wenn ja – bin ich dann schon Alkoholiker? Kaum jemand stellt sich diese Frage gern, die meisten schieben sie jahrelang vor sich her. Doch heute gehen wir genau dieser Unsicherheit auf den Grund.
Die offiziellen Kriterien wirken kompliziert. Tagesmengen, Einheiten, Wochenmittelwerte, Geschlecht, Alter. Eine perfekte Ausrede, um sich zu sagen: „Wenn es so kompliziert ist, kann es bei mir wohl nicht so schlimm sein.“ Die Wahrheit ist aber viel einfacher. Es gibt vier glasklare Warnsignale, die jeder verstehen kann. Und wenn nur eines davon zutrifft, ist es Zeit, ernsthaft hinzuschauen.
Im Video zeige ich diese vier Kriterien Schritt für Schritt auf und verrate noch ein fünftes, das eigentlich das wichtigste von allen ist. Wer eines davon bei sich erkennt, hat kein moralisches Problem und auch keinen Charakterfehler. Aber er steht an einem Punkt, an dem es gefährlich werden kann. Genau deshalb sprechen wir darüber. Und wir sprechen auch darüber, was du jetzt konkret tun kannst, um gegenzusteuern. Denn ganz zufällig hast Du Dir diese Frage ja nicht gestellt.
Video-Transkript: Bin ich ein Alkoholiker? Die wichtigsten Warnsignale.
Hallo, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Nichtgeschüttelt, Nichtgerührt, dem Kanal von Alkohol adé für ein abstinentes Leben. Heute beantworten wir mal eine Frage, die sich glaube ich fast jeder, der trinkt, irgendwann gestellt hat oder permanent stellt. Ich trinke zu viel, glaube ich.
Bin ich jetzt eigentlich ein Alkoholiker? Dem geben wir heute mal nach, denn zumindest mir ging es immer so. Genau um die Beantwortung dieser Frage habe ich mich Jahre, eigentlich Jahrzehnte drum herum gedrückt, weil wer mag das schon gerne hören? Alkoholiker. Die offiziellen Zahlen beziehungsweise Berechnungsweisen sind ja auch relativ schwerfällig und laden geradezu dazu ein, dass man sich selber die Sache doch irgendwie so schön dreht, dass dabei rauskommt, nein, nein, nein, du hast kein Alkoholproblem.
Zum Beispiel wird dann ja gerechnet in Daily Units, also Tagesmengen, Tageseinheiten Alkohol, die man dann täglich oder in einer Woche im Schnitt zu sich nimmt. Dann gibt es wieder Unterschiede vom Alter, Geschlecht und bla. Jedenfalls ist das so kompliziert, dass man am Ende gar nicht mehr durchblickt.
Wisst ihr was? Die Sache ist total einfach. Ich gebe jetzt mal euch vier Kriterien und wenn auch nur eins davon zutrifft, dann solltest du dir überlegen, auf die Bremse zu treten. Das heißt noch nicht, dass du Alkoholiker bist.
Es ist eigentlich auch völlig egal, wie man das Ganze tauft. Das Baby hat dann einfach nur einen anderen Namen. Sagen wir eins von den vieren und du sagst ja, dann hast du mindestens ein Alkoholproblem oder Problemchen.
Fangen wir mal an. Das allererste und typischste ist, du trinkst um zu. Das heißt also um zu entspannen, um die Sorgen wegzukriegen, um auf einer Party mehr aus dir rauszukommen, um zu.
Dieses zweckgebundene Einsetzen von Alkohol ist schon ein ganz großes Warnsignal. Das zweite ist, du nimmst dir fest vor, heute Abend trinke ich nur ein Glas. Zack, ist die Flasche trotzdem leer.
Das heißt einmal angefangen, hast du den Konsum nicht mehr wirklich unter Kontrolle. Zweites großes Kriterium. Drittes Kriterium.
Du fängst schon an, deinen Tag so drumherum zu planen, dass du immer ausreichend Vorrat zu Hause hast. Das heißt also, du wirst beispielsweise am Nachmittag schon nervös, wenn du weißt, da ist nicht mehr genügend Wein, Bier, was weiß ich, im Kühlschrank oder im Vorratsraum. Da muss ich dann aber noch einplanen, noch mal im Supermarkt vorbeizuschauen oder so.
Also wer darüber nachdenkt, wie weit die Vorräte noch reichen oder noch getoppt, von gestern ist nur eine halbe Flasche da, wird wohl nicht reichen, muss ich noch. Schwierig. Das ist auch ein sehr, sehr hartes Kriterium.
Und Nummer vier ist dann, und das werden sicherlich auch einige kennen, das ist dann aber schon wirklich ziemlich heftig, wenn du auch angefangen hast, dich sozial zu isolieren, um zu trinken. Also das heißt, ach nee, heute Abend da jetzt noch hin, ach nee, ich bleibe lieber zu Hause mit meinem Weinchen auf dem Sofa und trinke lieber. Da hat man ja auch ganz viele tolle Verniedlichungen für.
Ich bin so kaputt, ich gehe heute Abend nicht mehr raus. Lieber mit meinem was auch immer, Weinchen, Bierchen, Schnäpschen auf dem Sofa. Das ist soziale Isolation zugunsten des Alkohols.
Eins von den vieren heißt für dich, ups, aufpassen, zwei von den vieren heißt definitiv schwierig. Das Ganze heißt ja nicht, wie gesagt, dass du jetzt Alkoholiker bist, aber du bist auf dem besten Weg dahin. Und solange wir uns allein um die Diskussion im Kopf machen, ist eigentlich schon das aller, allerwichtigste Kriterium, und das ist Nummer fünf, habe ich bloß am Anfang bewusst verschwiegen, solltest du dir darüber Gedanken machen.
Ob du ein Alkoholproblem hast, dann hast du auch eins. Warum? Weil wir uns so lange die Sache schön reden, dass alles ja ganz normal ist, was wir da tun und treiben, dass wenn du das erste Mal darüber nachdenkst, vielleicht doch ein bisschen problematisch das Ganze, dann ist das Problem bereits da. Und dann ist es für dich Zeit auf die Bremse zu treten.
Gerne zum Beispiel mit unserem 30-Tage-Programm, das läuft rein online, du hast also freie Zeiteinteilung, da ist jeden Tag etwas dabei, eine Aufgabe für dich, ein Thema zum Nachdenken, ein Podcast von mir. Du kannst das Ganze dann buchen unterAlkohol adé auf unserer Website oder aber ich stupse dich auch gerne persönlich an im Rahmen eines persönlichen Coachings. Auch dazu findest du auf unserer Website mehr.
Das war mal wieder nicht geschüttelt, nicht gerührt, dem Kanal für ein abstinentes Leben von Alkohol adé und wenn du findest, dass dieses Reel spannend war, dann schicke es gerne weiter an Leute, die es vielleicht auch sehen sollten oder teils auf den sozialen Medien. Ich freue mich auf unser nächstes Mal und sage Tschüss, bis dann!
FAQ – häufig gestellte Fragen
Wenn Alkohol nicht mehr beiläufig, sondern zielgerichtet eingesetzt wird – zum Entspannen, Abschalten oder um sozial lockerer zu werden – ist das ein frühes Warnsignal. Auch die Menge ist entscheidend: Wenn „nur ein Glas“ regelmäßig zur ganzen Flasche wird, überschreitest du bereits die Grenze zu riskantem Konsum.Ab wann trinke ich eigentlich zu viel?
Nein. Die Kriterien zeigen lediglich, dass dein Trinkverhalten riskant ist. Ein einziges Kriterium bedeutet „aufpassen“. Zwei oder mehr Kriterien zeigen klar, dass du den Konsum nicht mehr vollständig kontrollierst. Das Etikett ist unwichtig – entscheidend ist, ob der Konsum dir schadet oder dein Leben beeinflusst.Macht mich eines der vier Kriterien automatisch zum Alkoholiker?
Weil Menschen ohne Problem sich diese Frage nicht stellen. Wenn du innerlich spürst, dass etwas aus dem Ruder läuft, ist dein Körper oder dein Verhalten längst über einen Punkt hinaus, an dem du es ignorieren kannst. Zweifel sind oft das ehrlichste Signal, das du bekommst.Warum ist das Nachdenken über ein mögliches Alkoholproblem selbst schon ein Warnzeichen?
Hilfreich ist ein klarer Cut – zum Beispiel eine 30-tägige Pause, in der sich Körper und Kopf erholen können. Struktur, tägliche Aufgaben, Reflexion und Unterstützung erhöhen die Erfolgschancen deutlich. Genau dafür wurde das 30-Tage-Programm von Alkohol adé entwickelt.Wie kann ich gegensteuern, bevor es schlimmer wird?
Wenn du mehrfach erfolglos versucht hast, weniger zu trinken, wenn du sozial ausweichst, heimlich trinkst oder Alkohol deinen Alltag bestimmt. Auch wenn du einfach unsicher bist, kann ein Coaching oder ein kurzer Austausch schon enorm entlasten.Wann sollte ich mir professionelle Hilfe holen?
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Gaby Guzek
Ehemalige Betroffene, Bestsellerautorin, Coach & Mitbegründerin von Alkohol adé
Hat es sich zum Ziel gesetzt, die Neurobiologie der Sucht bekannter zu machen und damit Betroffenen Schuld- und Schamgefühle zu nehmen.


