Manche sagen lapidar „Krönchen richten und weiter“, andere sehen schon bei einem einzigen Glas die komplette trockene Zeit als verloren an. Beides ist nicht besonders hilfreich.
Von Gaby Guzek
Aus einem Rückfall lernen
In diesem neuen Video von „Nicht Geschüttelt, Nicht Gerührt“ nimmt Dich die Gründerin von Alkohol adé mit auf eine nüchterne und gleichzeitig ermutigende Reise durch das Thema Rückfall.
Du erfährst:
• Warum ein Rückfall weder das Ende noch etwas „ganz Normales“ ist
• Wie Du einen Rückfall wirklich nutzen kannst, um stärker zu werden
• Welche Fragen Du Dir danach unbedingt stellen solltest
• Wann es Sinn macht, den Zähler zurückzusetzen – und wann nicht
• Warum „trockener Rückfall“ und „alkoholfreies Bier = Rückfall“ oft mehr schaden als nutzen
Das Video ist besonders wertvoll für alle, die gerade einen Rückfall hatten (oder Angst davor haben) und endlich einen gesunden Umgang damit lernen wollen.
Direkt im Anschluss findest Du wie immer das vollständige Transkript des Videos.
Transkript des Videos “Rückfall – und nun?”
Hallo, herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Nicht Geschüttelt, Nicht Gerührt, dem Kanal von Alkohol adé für ein alkoholfreies Leben.
Heute schauen wir uns ein Thema an, das fast jedem einmal passiert, der komplett ohne Alkohol leben möchte: den Rückfall.
Manche sagen: „Ach, Krönchen richten und weitergehen.“ Andere rufen: „Katastrophe! Zähler auf Null, sofort wieder in die Klinik!“
Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte.
„Einfach Krönchen richten“ ist zu leichtfertig. Sich selbst fertigzumachen und zu kasteien ist genauso falsch. Ein Rückfall ist weder nur ein „Ups“ noch das Ende der Welt, sondern vor allem eins: eine riesige Lernchance, aber nur, wenn du wirklich hinschaust.
Deshalb: Nach einem Rückfall immer ganz nüchtern analysieren → Was war der Trigger? → Welche Situation, welches Gefühl, welcher Gedanke hat mich kippen lassen? → Wie kann ich diesen Trigger in Zukunft vermeiden oder besser meistern?
Beispiel: Der Grillabend mit den alten Trinkfreunden war der Auslöser? Dann ist die klare Botschaft: „Ich stehe noch nicht stabil genug, um da jetzt schon hinzugehen.“ Das ist völlig okay und wichtig zu erkennen.
Genauso wichtig: Ein Rückfall ist nicht „normal“ oder „muss sein“. Wer von vornherein mit ein paar Rückfällen plant, baut sich schon ein Scheunentor als Fluchtweg. Auf der anderen Seite halte ich es für Quatsch, schon von einem Rückfall zu sprechen, nur weil jemand mal ein alkoholfreies Bier trinkt oder in alte Verhaltensmuster rutscht, ohne zu trinken („trockener Rückfall“).
Anders sieht es aus, wenn nach einem Glas wieder Wochen oder Monate Durchtrinken folgen. Dann macht es Sinn, den Zähler weitgehend zurückzusetzen und ggf. erneut zu entgiften.
Fazit: Ein Rückfall wird erst dann wirklich wertvoll, wenn du ihn als Lehrer akzeptierst, statt ihn zu verharmlosen oder dich dafür zu verurteilen.
Wir freuen uns riesig über deine Meinung und deine Erfahrungen in den Kommentaren oder in unserem kostenlosen & anonymen Forum auf www.alkohol-ade.de!
Häufig gestellte Fragen zum Thema Rückfall (FAQ)
Ist ein Rückfall normal und gehört er einfach dazu?
Nein, ein Rückfall ist nicht „normal“ und schon gar nicht zwingend nötig. Es passiert leider sehr vielen Menschen, aber wer von vornherein mit ein, zwei oder fünf Rückfällen plant, lässt sich ein riesiges Hintertürchen offen. Besser: alles dafür tun, dass es gar nicht erst dazu kommt – und wenn doch, dann konsequent daraus lernen.
Kommt drauf an. Ein einzelnes Glas oder ein Abend? Nein, Null stellen ist Quatsch. Wochen oder Monate durchtrinken danach? Dann ja – da macht es Sinn, den Zähler weitgehend zurückzusetzen und ggf. sogar wieder eine Entgiftung zu machen.Muss ich nach einem Rückfall meinen Zähler wirklich auf Null stellen?
Nein. Wer das als Rückfall bezeichnet, macht die Sache unnötig kompliziert und ängstlich. Ein alkoholfreies Getränk enthält keinen Alkohol – Punkt. Wer trotzdem ein ungutes Gefühl dabei hat, lässt es natürlich lieber weg, aber es ist kein Rückfall.Zählt alkoholfreies Bier oder 0,0 %-Wein schon als Rückfall?
Manche Gruppen nennen es so, wenn jemand nicht trinkt, aber wieder in alte Verhaltensmuster (Wutausbrüche, Isolation etc.) zurückfällt. Das kann ein Warnsignal sein, ist aber etwas völlig anderes als echter Alkoholkonsum und mit Sicherheit nicht „genauso schlimm“.Was ist ein „trockener Rückfall“ und ist der genauso schlimm?
So schnell wie möglich ehrlich analysieren:Was muss ich direkt nach einem Rückfall tun?
→ Was war der Auslöser?
→ Welches Gefühl oder welche Situation hat mich kippen lassen?
→ Was kann ich konkret ändern, damit es nicht wieder passiert?
Wer nur „Krönchen richten und weiter“ macht, verschenkt die größte Lernchance. Wer sich nur selbst fertig macht, auch.
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Gaby Guzek
Ehemalige Betroffene, Bestsellerautorin, Coach & Mitbegründerin von Alkohol adé
Hat es sich zum Ziel gesetzt, die Neurobiologie der Sucht bekannter zu machen und damit Betroffenen Schuld- und Schamgefühle zu nehmen.

