Von Gaby Guzek
Wie komme ich bloß nüchtern durch die Feiertage …
Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit der Freude. Für Menschen, die keinen Alkohol trinken oder gerade erst abstinent geworden sind, sind die Feiertage dagegen oft eine echte Belastungsprobe. Stress, alte Gewohnheiten, familiäre Erwartungen und sozialer Trinkdruck kommen in wenigen Tagen geballt zusammen – und erhöhen das Rückfallrisiko deutlich.
Dabei ist es selten das Fest selbst, das problematisch wird. Entscheidend sind vielmehr die Tage davor: Schlafmangel, Hektik, ein leerer Blutzuckerspiegel und das Gefühl, allem gerecht werden zu müssen. In genau diesem Zustand greift das Gehirn gern auf alte, vermeintlich schnelle Lösungen zurück – Alkohol inklusive.
In diesem Videoblog geht es darum, wie du nüchtern und stabil durch die Weihnachtszeit kommst, ohne dich ständig erklären oder zusammenreißen zu müssen. Es geht um realistische Strategien zur Stressreduktion, um den richtigen Umgang mit Trinkdruck im Familienkreis und um ganz praktische Maßnahmen, die gerade in den kritischen Momenten helfen.
Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern Sicherheit. Wer vorbereitet in die Feiertage geht, kann sie klarer erleben – und startet nach Weihnachten nicht erschöpft und frustriert, sondern mit ruhigem Kopf in das neue Jahr.
Direkt im Anschluss findest Du wie immer das vollständige Transkript des Videos.
Transkript des Videos zum Thema “Weihnachten ohne Alkohol”
Hallo, herzlich willkommen mal wieder zu einem Reel von Nicht geschüttelt, Nicht gerührt, dem Kanal von Alkohol-adé, für ein zufriedenes abstinentes Leben. Auch wenn man es hier von der Deko her nicht so sehr sieht, es weihnachtet. Es weihnachtet sehr, in wenigen Tagen sammeln wir uns alle wieder unterm Christbaum und dann stellt sich die jährliche Frage, wie komme ich da ohne Alkohol und unbeschadet durch.
Gerade wenn man also frisch abstinent ist, dann ist Weihnachten doch eine ziemlich harte Prüfung und dazu wollte ich dann heute nochmal ein paar Worte sagen, damit ihr möglichst abstinent die Feiertage übersteht. Das Gute dabei ist, ihr wacht am ersten Feiertag auf und seid fit, ihr wacht am zweiten Feiertag auf und seid fit und die anderen liegen komplett in Sauer und ihr könnt schon mal mit frischem Schädel spazieren. Also das Ganze geht ja meistens schon entweder Tage vorher los mit dem riesen Stress, kommt drauf an, ob ihr diejenigen seid, bei denen die Weihnachtsfeier dann auch noch am Ende stattfindet.
Spätestens aber ab dem 24. Morgens ist dann also Panik angesagt. Oh Gott, habe ich alle Geschenke, muss ich noch was einkaufen, solltet ihr die Gastgeber sein? Dann auch noch, oh Gott, oh Gott, der Baum muss noch geschmückt werden, ich muss noch kochen und dies und das.
Eigentlich ist das Stress pur. Ich meine, das ist ja auch nichts Neues. Weihnachten machen wir uns alle regelmäßig zur Hölle.
Da brauchen wir jetzt generell nicht drüber zu reden, aber wir wissen auch, Stress ist einfach ein riesen Trigger. Von daher, wir haben es jetzt nur noch ein paar Tage vor Weihnachten und wenn ihr da schon mit mulmigem Gefühl reingeht, dann setzt euch doch bitte, bitte jetzt schon mal hin und überlegt euch, was muss ich wirklich noch machen? Warum betone ich das so? Wirklich. Also ich glaube nicht, selbst wenn bei euch zu Hause gefeiert wird, dass jetzt noch mal Fensterputzen dran ist oder die letzten Ecken wirklich sauber mit der Zahnbürste auswischen oder überhaupt generell Großputz machen oder dies oder das oder jenes.
Oder wird die Party tatsächlich ein absoluter Flop, wenn das Dessert vielleicht doch ausfällt, weil man also da mindestens noch mal zwölf Stunden dran rumpopelt. Was ich sagen will, macht euch einen Plan über die Sachen, die ja wahrscheinlich noch sein müssen, aber überlegt euch auch, wo ihr euch selber rein stresst. Dann, mein altes Thema, das kennt ihr, seht zu, dass ihr esst, dass der Blutzuckerspiegel oben bleibt.
Auch und gerade an solchen Tagen, wenn ihr kocht, wenn es abends wird, wenn es auf den 24. zugeht, wenn abends dann, was weiß ich, die Gans oder das Fondue oder was auch immer auf den Tisch kommt, nicht den ganzen Tag über vor lauter Stress und Hektik nichts essen, weil dann grinst dich garantiert der Küchenwein an. Das ist keine gute Idee, denn das ist dann eigentlich nur die schiere Energieknappheit des Körpers und du greifst fälschlicherweise zum Wein.
Also Stressvermeidung ist das Erste. Mach Dir einen Plan, was wirklich noch sein muss oder was vielleicht einfach Du Dir selbst in deinem Kopf gerade noch einbildest, was sein muss, was aber de facto gar nicht nötig ist. Auch das Auto muss nicht mehr gewaschen werden, nebenbei. Oder ausgesaugt. Das wisst ihr alle selber am besten.
Dann das Thema im sozialen Kontext. Je nachdem, wie trinkfreudig eure Familie ist, kann es natürlich dann auch zum Problem werden. Also heißt, hab für dich bereits fest im Blick, was du trinkst. Notfalls besorgst du dir auch was besonders Schönes, was besonders Ausgefallenes, ein schönes Glas.
Machst dir das noch ein bisschen schick, so dass also die gesamte Umgebung eigentlich guckt. Was hast du denn da? Kann ich das auch haben? Das ist natürlich der Idealfall. Wenn dann Onkel Albert oder Tante Emma, die berüchtigterweise sowieso immer mindestens fünf Gläser zu viel trinken, auch am Tisch sitzen und dich also drängen “Ach komm, trink doch mal was und einer geht schon und so”. Das das übliche. Man kennt es.
Dann macht euch bitte sehr, sehr klar, die wollen, dass du trinkst, damit du denen nicht den Spiegel vor die Nase hältst, dass sie eigentlich zu viel trinken. Nichts anderes steckt dahinter. Denen geht es nicht um die Gemütlichkeit. Denen geht es auch nicht um Spaß oder Freude oder um dich oder weiß der Himmel, auch den Weihnachtsmann.
Es geht einfach nur darum, dass die nicht vor sich selbst und vor der Gemeinschaft zugeben wollen, dass sie eigentlich zu viel trinken. Wenn allerdings alle mittrinken, dann fällt ja auch nicht auf, dass Onkel Albert bereits an der zweiten oder dritten Flasche arbeitet. Also von daher lasst euch da nicht drauf ein. Und was natürlich auch an Weihnachten immer geht, ist, dass man sich auch da aus der Situation rauszieht.
Also das heißt, wenn es alles zu alkoholgeschwängert wird, wenn die Situation euch so derartig triggert, dann sagt ihr eben, ich habe Kopfschmerzen. Ich lege mich mal eine halbe Stunde hin. Das geht auch, wenn man irgendwo zu Gast ist, dann bittet man, vielleicht mal irgendwo eine ruhige Ecke haben zu dürfen. Das geht schon.Weihnachten ist wie gesagt wirklich eine harte Zeit.
Die andere ist dann Silvester, aber da melde ich mich dann noch mal getrennt dazu. Es geht aber.Es geht wirklich und mein heißester Tipp, ich wiederhole ihn deshalb auch noch mal, ist wirklich das mit dem super, super schönen Spezialgetränk. Also sei es zum Beispiel auch, ihr könnt Schweppes, also dieses Tonicwasser mit frischer Zitrone und so, also wie so ein Mojito, aber eben ohne, mixen, einen schönen Zuckerrand obendrum und einen schönen Strohhalm.
So muss natürlich vorher alles besorgt werden.Und ich schwöre euch, drei Viertel der Anwesenden wird genau das haben wollen, außer Onkel Albert. Aber das ist dann sein Problem. Ich wünsche euch eine wunderschöne, friedliche, gesegnete, ruhige und vor allem abstinente Weihnachtszeit.
Wie immer freue ich mich, wenn ihr dieses Reel weiterschickt oder auf den sozialen Medien postet. Und wir sehen uns demnächst wieder bei Nicht geschüttelt, nicht gerührt, dem Kanal für ein abstinentes Leben von Alkohol adé. Macht’s gut!
Weihnachten bündelt mehrere Risikofaktoren gleichzeitig: hohen Stress, emotionale Erwartungen, alte Rituale und sozialen Trinkdruck. Hinzu kommen Schlafmangel und unregelmäßiges Essen. Diese Kombination erhöht das Rückfallrisiko deutlich – vor allem bei frisch abstinenten Menschen.Warum ist Weihnachten für abstinente Menschen besonders schwierig?
In den meisten Fällen nicht. Entscheidend sind Stress, Erschöpfung und ein instabiler Blutzuckerspiegel. Alkohol erscheint dann als schnelle Lösung, obwohl er in Wahrheit nur ein Symptom dieser Belastung ist.Ist der Alkohol an Weihnachten selbst der Hauptauslöser für Rückfälle?
Ein leerer Magen und ein absinkender Blutzuckerspiegel verstärken innere Unruhe, Reizbarkeit und Suchtdruck. Regelmäßiges Essen stabilisiert das Nervensystem und reduziert das Verlangen nach Alkohol deutlich – besonders an hektischen Feiertagen.Warum spielt Essen eine so große Rolle bei der Rückfallprävention?
Trinkdruck hat meist wenig mit Geselligkeit zu tun. Häufig fühlen sich andere durch Abstinenz verunsichert, weil sie ihr eigenes Trinkverhalten nicht reflektieren möchten. Eine klare innere Haltung und ein vorbereitetes alkoholfreies Getränk helfen, Diskussionen zu vermeiden.Wie sollte man mit Trinkdruck aus der Familie umgehen?
Ja. Ein bewusst ausgewähltes, ansprechend serviertes alkoholfreies Getränk signalisiert Zugehörigkeit und reduziert Nachfragen. Gleichzeitig entsteht kein Gefühl von Verzicht, sondern eine eigene, positive Alternative.Sind spezielle alkoholfreie Getränke sinnvoll?
Absolut. Sich zeitweise zurückzuziehen, eine Pause einzulegen oder sich hinzulegen ist ein legitimer Selbstschutz. Abstinenz bedeutet nicht, alles aushalten zu müssen, sondern gut für sich zu sorgen.Ist es in Ordnung, sich an Weihnachten aus belastenden Situationen zurückzuziehen?
Vorbereitung. Wer Stress reduziert, regelmäßig isst, Trinkdruck einordnet und Ausweichstrategien kennt, erlebt Weihnachten deutlich entspannter – und bleibt stabil abstinent.Was ist das wichtigste Prinzip für nüchterne Feiertage?
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Gaby Guzek
Ehemalige Betroffene, Bestsellerautorin, Coach & Mitbegründerin von Alkohol adé
Hat es sich zum Ziel gesetzt, die Neurobiologie der Sucht bekannter zu machen und damit Betroffenen Schuld- und Schamgefühle zu nehmen.

