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Stilisierte Leber, geschützt von zwei Händen

Leberzirrhose: Warnsignale ernst nehmen

Die Leber leidet lange im Stillen. Wenn Warnzeichen wie Müdigkeit, Juckreiz oder Oberbauchdruck auftreten, ist es oft fünf vor zwölf. Hier erfahren Sie, wie Leberzirrhose entsteht, welche Stadien es gibt – und was Sie tun können, damit es gar nicht so weit kommt.

Von Dr. med. Bernd Guzek

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ. Sie filtert Gifte aus dem Blut, hilft bei der Verdauung von Fetten und stellt wichtige Eiweiße her. Wenn sie dauerhaft geschädigt wird, kann das Gewebe vernarben – es kommt zur Leberzirrhose, auch Schrumpfleber genannt. Diese schwere Erkrankung ist das Endstadium einer langjährigen Leberschädigung. Dabei wird gesundes Lebergewebe allmählich durch nutzloses Narbengewebe ersetzt. Dadurch verliert die Leber immer mehr ihre normale Form und Funktion – sie schrumpft zusammen und kann ihre Aufgaben wie die Reinigung des Blutes, die Produktion von Proteinen oder die Speicherung von Nährstoffen nicht mehr richtig erledigen.

Was ist Leberzirrhose – kurz erklärt

Die Leber ist ein robustes Organ, das sich lange Zeit immer wieder regenerieren kann, aber bei anhaltender Belastung entsteht irreversible Schädigung. Eine Leberzirrhose kann viele Ursachen haben, wie Viren (z. B. Hepatitis B oder C), Autoimmunerkrankungen oder eine nicht-alkoholische Fettleber durch Übergewicht. Aber Europa und den deutschsprachigen Ländern ist übermäßiger Alkoholkonsum der häufigste Auslöser – bis zu 60 Prozent aller Fälle gehen darauf zurück.

Alkohol ist nicht nur ein Nervengift, er zerstört auf Dauer auch die Leberzellen, die den Körper vom Alkohol entgiften. Wenn jemand regelmäßig zu viel trinkt (z. B. mehr als 20–40 Gramm reinen Alkohols pro Tag für Frauen bzw. 30–60 Gramm für Männer), lagert sich zunächst Fett in der Leber ein. Das führt zu Entzündungen, bei denen Leberzellen absterben. Der Körper versucht, das zu reparieren, indem er Bindegewebe bildet – aber dieses Narbengewebe verengt zunehmend die Gefäße und behindert den Blutfluss.

Frühe Warnzeichen

Bei Alkoholikern, die trotz Warnsignalen weitertrinken, schreitet die Schädigung voran, bis eine Zirrhose entsteht. Nicht jeder Trinker bekommt eine Zirrhose. Faktoren wie Genetik, Ernährung oder zusätzliche Erkrankungen spielen eine Rolle, aber der Alkohol ist der Hauptverursacher.

Die Entwicklung einer alkoholbedingten Leberzirrhose verläuft in mehreren Stadien. Es beginnt harmlos, kann aber ohne Gegenmaßnahmen tödlich enden. Frühe Warnzeichen können Müdigkeit, Druck im rechten Oberbauch (unterhalb des rechten Rippenbogens), Juckreiz oder eine Neigung zu blauen Flecken sein.

Stadien: Von Fettleber bis Zirrhose

Das ist das erste Stadium. Die Leber speichert zu viel Fett, was durch Alkohol ausgelöst wird. Die Leber schwillt an, aber es gibt oft noch keine Symptome – vielleicht nur Müdigkeit oder leichte Schmerzen im Oberbauch. Dieses Stadium ist meist reversibel, also umkehrbar.

Hier entzünden sich die Leberzellen (Hepatitis), und es bildet sich Bindegewebe (Fibrose). Die Leber verhärtet sich langsam. Symptome können auftreten wie Gelbfärbung der Haut (Ikterus), Appetitlosigkeit oder Abgeschlagenheit. Die Schädigung ist teilweise noch umkehrbar, wenn der Auslöser gestoppt wird

Das Endstadium, bei dem die Leber stark vernarbt und geschrumpft ist. Es gibt zwei Unterphasen:
Die kompensierte Zirrhose (die Leber funktioniert noch einigermaßen, oft ohne starke Symptome) und die
dekompensierte Zirrhose (schwere Symptome wie Wassereinlagerungen im Bauch (Aszites), Blutungen aus erweiterten Venen (Varizen), Verwirrtheit (hepatische Enzephalopathie) oder Gelbsucht). Hier ist die Schädigung nicht mehr umkehrbar, aber die Progression kann verlangsamt werden

Was jetzt hilft – nach Stadium

Je früher man handelt, desto besser die Chancen. Der Schlüssel ist immer: Den Auslöser stoppen!

Bei Fettleber: Sofortiger Alkoholverzicht! Die Leber kann sich innerhalb von Wochen bis Monaten regenerieren. Ergänzend helfen eine gesunde Ernährung (wenig Fett, viel Obst und Gemüse), Bewegung und Gewichtsreduktion, falls Übergewicht vorliegt. Ein Arzt kann das mit Ultraschall oder Bluttests überprüfen

Bei beginnender Zirrhose (Fibrose): Alkohol komplett meiden, wenn nicht schon längst geschehen – das ist entscheidend, um weitere Schäden zu verhindern. Medikamente gegen Entzündungen oder zur Unterstützung der Leberfunktion können helfen. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt (z. B. Fibroscan zur Messung der Verhärtung) sind wichtig. Manchmal ist eine Therapie gegen Begleiterkrankungen nötig. Hier kann die Fibrose noch rückläufig sein.

Wenn die Zirrhose sich etabliert hat: Alkoholabstinenz bleibt oberstes Gebot, um Komplikationen wenigstens zu verzögern. Die Behandlung zielt jetzt auf Symptome ab: Diuretika gegen Wassereinlagerungen, Medikamente gegen Blutungen oder Infektionen. Ernährungsumstellung (hochkalorisch, proteinreich) und Impfungen gegen Hepatitis sind ratsam. In fortgeschrittenen Fällen kommt manchmal eine Lebertransplantation in Frage. Suchtberatung oder Entzugsprogramme können helfen, den Alkoholkonsum langfristig zu stoppen.

Pflanzen Ärzte im Extremfall eine neue Leber ein?

Jein. Im Extremfall ist eine Lebertransplantation die letzte Rettung. Das geschieht, wenn die Leber komplett versagt und keine andere Behandlung mehr hilft – meist im dekompensierten Stadium. Voraussetzung ist aber absolute Abstinenz seit mindestens sechs Monaten, da sonst das Spenderorgan sofort wieder geschädigt würde. Die Operation ersetzt die kranke Leber durch eine Spenderleber (von Verstorbenen oder Lebendspendern). Danach muss man lebenslang Medikamente nehmen, um Abstoßung zu verhindern. Kompletter Alkoholverzicht ist absolut nötig. Die Erfolgsrate ist gut, aber Wartezeiten auf Spenderorgane können lang sein.

Wie ist das Endstadium einer Leberzirrhose?

Das Endstadium einer Leberzirrhose ist die dekompensierte Phase, in der die Leber ihre Funktionen nicht mehr aufrechterhalten kann. Symptome verschlimmern sich: Der Bauch schwillt durch Flüssigkeit an (Aszites), Beine und Füße lagern Wasser ein, die Haut und Augen werden gelb (Gelbsucht), es kommt zu Blutarmut, Verwirrtheit oder Koma (Enzephalopathie) durch Giftstoffe im Gehirn. Oft treten Blutungen auf, z. B. aus geplatzten Venen im Magen oder Speiseröhre, was lebensbedrohlich ist. Infektionen (z. B. Peritonitis) oder Nierenversagen sind häufig.

Der Tod tritt meist nicht plötzlich ein, sondern durch Komplikationen: Häufig durch massive innere Blutungen, Infektionen, Multiorganversagen (z. B. Leber- und Nierenversagen) oder Leberkrebs, der sich auf der Zirrhose entwickeln kann. Ohne Behandlung überleben Betroffene im Endstadium oft nur Monate bis wenige Jahre. Mit guter Pflege und Abstinenz kann das Leben jedoch verlängert werden.

Es ist deshalb wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen – Zirrhose ist vermeidbar, wenn man den Alkohol rechtzeitig lässt!

Wichtig: Bei Lebererkrankungen gibt es keine „sichere Menge“. Alkohol = 0. Alles andere erhöht das Risiko für Komplikationen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)


Kann sich die Leber erholen?

In frühen Stadien ja – wenn die Ursache konsequent behandelt wird.
Späte Zirrhose ist meist nicht rückgängig zu machen, aber oft noch stabilisierbar, wenn rechtzeitig.

Woran sterben Betroffene häufig?

An Komplikationen wie massiven Blutungen, Infektionen, Leber-/Nierenversagen oder Leberkrebs.
Frühe Therapie verbessert die Prognose.

Was sollte ich sofort tun?

Keinen Alkohol mehr trinken, zeitnah ärztlich abklären, Warnzeichen beobachten – und Unterstützung annehmen.



Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Dr. med. Bernd Guzek

Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.


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