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Zugegeben, der Begriff klingt zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig: „Co-Abhängigkeit.“ Er bedeutet nicht, dass der Angehörige eines Alkoholikers selber trinkt. Ganz im Gegenteil. Er oder sie kann staubtrocken und abstinent leben - aber trotzdem ein Suchtproblem haben. Er oder sie ist süchtig nach der Sucht des Partners. Besser gesagt: Ein Co-Abhängiger ist süchtig nach der Rolle,…
Es gibt so unfassbar viele Möglichkeiten und Umstände, unter denen Co-Abhängig sich entwickeln kann.
Besonders gefährdet sind Menschen, die
1) in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem eine oder mehrere Erwachsene süchtig waren. Um welche Sucht es sich handelte, ist letztlich egal.
2) Menschen, die engen Kontakt zu jemandem haben, der süchtig ist
3) Menschen, die in einem Kontext aufgewachsen sind, in dem es (Familien-)Geheimnisse oder Tabuthemen gab und
4) Menschen, die in einem Umfeld von schweren psychischen Störungen, wie beispielsweise Narzissmus, Psychosen, Depressionen, usw. aufwuchsen oder leben.
Die Liste kann noch weiter fortgesetzt werden, aber diese vier sind ganz vorne mit dabei.
Die tieferen, seelischen Gründe für Co-Abhängigkeit liegen wahrscheinlich in der Kindheit, in einem unvollständigen Bonding zu, und De-Bonding von den Eltern.
Zu erkennen, dass man co-abhängig sein könnte, ist insofern ein Kraftakt, weil man selbst sich nicht als "gestört" wahrnimmt. Im Normalfall empfindet man sich einfach als freundlich, liebevoll und unterstützend.
Man ist überzeugt davon - eigentlich muss nur der/die Partner*in aufhören zu trinken, und dann ist alles paletti.
(Daneben gibt es sicherlich auch Kontrollfreaks, die ihre Kraft aus der Schwäche des suchtkranken Partners ziehen, doch ich denke, diese sind eher in der Minderheit. Ich denke in diesem Fall ist man nicht einfach Co-Abhängig, sondern hat noch andere, ungesunde Programme am laufen, die nicht durch Co-Abhängigkeit allein erklärt werden können.)
Dummerweise läuft es ganz oft nicht so - im allerdümmsten Fall hört die trinkende Partnerin auf zu trinken, und dann zerstört die Co-Abhängigkeit, was der Alkohol nicht geschafft hat. Die Angewohnheit des co-Abhängigen Partners, zu mißtrauen und kontrollieren zu wollen wird so unangenehm, dass Streitigkeiten darüber die Liebe zerstören können.
Vertrauen und Co-Abhängigkeit können nicht co-existieren, ebenso wie Vertrauen und Sucht sich gegenseitig ausschließen.
Ohne Vertrauen gibt es jedoch keine Liebesbeziehung, sondern irgendetwas anderes.
Insofern freue ich mich sehr, dass wir hier über Co-Abhängigkeit sprechen können.
Ich für meinen Teil habe von dem Phänomen Co-Abhängigkeit erst erfahren, als ich bis über beide Ohren drinsteckte. Ich las ein Buch darüber, und dachte auf jeder Seite - Heilandzack! "Das erlebe ich gerade! Um Gottes Willen!"
Und von da ab wurde ich meinem damaligen trinkenden Partner gegenüber ungemütlich. Dann wurde ich in meiner Ungemütlichkeit zum Sündenbock, der an allem Schuld war.
Verrückte Welt, sag ich da nur.
Wirklich ein sehr spannendes Thema, dass mir bis jetzt noch gar nicht so bewusst war. Ich denke, dass es wichtig ist auch auf die Rolle der Angehörigen einzugehen und dabei dieses, zumindest für mich, noch unbekannte oder unpopuläre Problem anzusprechen, finde ich sehr stark.
@karmen_ Hallo @karmen ich bin neu hier und suche Hilfe bzgl. der Co-Abhängigkeit, kannst du mir wenn das hier erlaubt ist den Titel des Biches mitteilen? Lieben Dank
@oregano Willkommen! Karmens Buch heißt "Rauschliebe", es findet sich zB hier.
@oregano herzlich willkommen hier im Forum. Möchtest du dich vielleicht mit einem eigenen Beitrag vorstellen. Dann wäre auch die Chance da persönlich auf deine Herausforderungen einzugehen. Herzliche Grüße Angela
@lichtkind selbstverständlich, nicht immer so einfach in manchen Foren das richtige zu machen. Ich komme selber aus einer Familie wo Alkohol immer ein Thema war. Ich bin verheiratet und habe eine erwachsene Tochter. Auch in meiner Familie ist Alkohol immer wieder ein Thema, ich selbst trinke auch Alkohol aber im Rahmen. Meine Tochter hat jetzt einen Partner welcher Alkoholiker ist und es zwischenzeitlich auch schon zu Handgreiflichkeiten kam. Sie hält aber immer wieder an der Beziehung fest und ich leide weil ich Angst um sie habe. Das wäre jetzt mal das Gröbste.
@oregano Liebe Oregano, danke für deine Zeilen! Ich verstehe dass du dich gerade in einer sehr "verzwickten Situation" befindest. Du kennst die Auswirkungen des Alkoholkonsumes bereits aus deiner Familie und nun ist auch deine Tochter da hineingeraten. Übrigens ist das sehr häufig so dass das Thema über Generationen hinweggreift. Vor allem wenn die Hintergründe weder angeschaut noch in Angriff genommen werden. Du bist mit solch einer Herausforderung also keineswegs alleine. Und die Angst um die eigenen Kinder - auch wenn sie erwachsen sind - fordert uns Eltern in besonderem Mass. Der Weg zwischen "wegschauen" oder sich zu viel einmischen ist holprig zu gehen und verlangt viel Kraft. Es gibt auch Selbsthilfegruppe für Angehörigen in denen man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Ausserdem sind die Suchtberatungsstellen auch für Angehörige da. Das wäre ein Angebot für dich und für deine Tochter. Co-Abhängigkeit (obwohl ich diesen Begriff nur begrenzt gut finde) hat viele Facetten. Und sich aus solchen Beziehungen gesund zu lösen (ob mit oder ohne Trennung) ist nicht nebenbei zu erledigen. Es braucht Beratung und Begleitung und zuallererst den Willen zur Veränderung. Du kannst das für deine Tochter nicht erledigen. Aber du kannst ihr Mut machen, für sie da sein und ihr Wege aufzeigen wo sie Unterstützung bekommen kann. Bei Handgreiflichkeiten ist eine Grenze erreicht die nicht überschritten werden darf. Es gibt ein eigenes Hilfesystem für Gewalt in der Familie. Du kannst das mal in eurem Landkreis googeln, denn dort ist die Beratung angesiedelt. Ich hoffe das bringt dir einen Ansatz wie du weitermachen könntest? Schreib einfach hier, das wird dir gut tun. Darüber reden ist der erste und wichtigste Schritt aus dem Teufelskreis der "Familienkrankheit Alkoholismus". Herzliche Grüße Angela
@lichtkind danke für deine Anregungen, aber es ist alles nicht so einfach, meine Tochter gibt mir in allem Recht, auch wo sie die Polizei im Hause hatte und ihr der Polizist zur Trennung geraten hat, hat sie ihn halt wieder in ihr Haus gelassen. Er sagt selbst dass das mit dem Alkohol so nicht weitergehen kann aber er sieht ohne Alkohol nur dass das Leben dann nicht mehr schön ist. Ich habe selber eine Odyssee hinter mir und bin gerade dabei zwischen meinem Mann und mir nen Schlussstrich zu ziehen aber noch nicht mal aktuell wegen Alkohol sondern durch all die Jahre angesammeltes und erlebtes auch viel durch Alkohol. Wir sind 33 Jahre verheiratet. Und jetzt hat meine Tochter eine Blaupause von ihrem Vater als Partner und lebt mein Leben. Und ich gehe abends mit Handy ins Bett, falls sie nachts wieder anruft ich soll kommen es eskaliert. Zu dem Anonymen kann ich nur alleine gehen, sie dürfte ds ohne Ärger zuhause nicht hin. Ich mache aber nächste Woche einen Termin.




