
Die Hälfte Menschen, die sich mit Promille ans Lenkrad setzen, unterschätzen den Grad ihrer Trunkenheit und hält sich selbst für fahrtüchtig. Das zeigt eine neue Studie der Universitäten Witten-Herdecke und Cambridge.
Trotz jahrzehntelanger Maßnahmen zur Gesundheitsförderung ist Trunkenheit am Steuer weltweit ein großes Problem. Verkehrsunfälle sind inzwischen die häufigste Todesursache bei Menschen im Alter von fünf bis 29 Jahren. Die Weltgesundheitsorganisation stellte kürzlich klar: Bei den meisten war Alkohol der Grund.
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Im Jahr 2019 kamen in Großbritannien zwischen 210 und 250 Menschen bei Unfällen ums Leben, bei denen mindestens ein Fahrer die Promillegrenze überschritten hatte – der höchste Stand seit 2009.
Alkoholkonsum führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung unserer motorischen Fähigkeiten, und je mehr wir trinken, desto schlimmer wird dies. Betrunkene Fahrer haben Schwierigkeiten, ihr Fahrzeug in der Spur zu halten, haben langsame Reaktionszeiten und gehen eher Risiken ein. Das konnten jetzt auch Forscher in einer Studie zeigen. Fast ironisch: Die 420 Liter Bier für die Studie wurde von der Brauerei Carlsberg zur Verfügung gestellt.
Neunzig Studenten (Durchschnittsalter 24 Jahre) nahmen an zwei verschiedenen Tagen an einem Experiment teil. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Studiengruppe und eine Kontrollgruppe. Beide Gruppen konsumierten entweder Bier oder Wein oder beides, bis sie eine maximale Atemalkoholkonzentration (BrAC) von 0,11 % erreichten.
Die Untersuchung wurde in Deutschland durchgeführt, wo die gesetzliche Höchstgrenze für Alkohol am Steuer bei 0,05 % liegt (in England und Wales liegt sie bei 0,08 %). Den Studienteilnehmern wurde zu Beginn der Studie mitgeteilt, dass sie bei Erreichen eines BAK-Wertes von 0,05 % von Bier auf Wein oder umgekehrt umgestellt würden (es wurde jedoch nicht ausdrücklich erklärt, dass dies der gesetzliche Grenzwert für das Führen von Kraftfahrzeugen ist).
Die Forscher überwachten die Atemalkoholkonzentration jedes Teilnehmers mit Hilfe von Atemalkoholmessgeräten. Bei jeder Messung baten sie die Teilnehmer, ihre eigene Atemalkoholkonzentration zu schätzen. Alle Teilnehmer wurden gebeten, sich zu melden, wenn sie glaubten, die zulässige Höchstgrenze erreicht zu haben.
Das Team stellte fest, dass am ersten Studientag mehr als ein Drittel (39 %) der Teilnehmer, die glaubten, den gesetzlichen Grenzwert erreicht zu haben, diesen tatsächlich bereits überschritten hatten. Am zweiten Tag stieg dieser Anteil auf mehr als die Hälfte (53 %).
Dr. Kai Hensel von der Universität Witten/Herdecke und der University of Cambridge, der die Studie leitete, sagte: “In Ländern mit gesetzlichen Alkoholgrenzwerten entscheidet normalerweise der Fahrer, wie viel er getrunken hat und wie fahrtüchtig er ist. Aber wie wir gezeigt haben, sind wir nicht immer gut darin, diese Einschätzung vorzunehmen. In unserer Studie unterschätzte sogar jeder zweite Teilnehmer, wie betrunken er war – und das kann verheerende Folgen haben.
Die Forscher stellten außerdem fest, dass die Teilnehmer ihren BrAC-Wert immer schlechter einschätzen konnten, je betrunkener sie waren. “Dies könnte schwerwiegende Folgen in England und Wales haben, wo die gesetzliche Höchstgrenze für das Führen von Kraftfahrzeugen höher ist, da es darauf hindeutet, dass eine beträchtliche Anzahl von Personen ihren Alkoholspiegel falsch einschätzt und sich für fahrtüchtig hält, obwohl sie in Wirklichkeit einen potenziell gefährlich hohen Alkoholspiegel im Blut haben”, fügte Dr. Hensel hinzu.
Um herauszufinden, ob die Teilnehmer ihre Fähigkeit, den Grad ihrer Trunkenheit besser einschätzen zu können, verbessern konnten, verglichen die Forscher die Selbsteinschätzung der Probanden, den gesetzlichen Grenzwert für das Führen von Kraftfahrzeugen erreicht zu haben, an den beiden Studientagen. In der Studiengruppe konnten die Teilnehmer am zweiten Tag besser einschätzen, wie betrunken sie waren, in der Kontrollgruppe war dies nicht der Fall.
Dr. Hensel fügte hinzu: “Alkohol am Steuer ist ein Hauptrisikofaktor für Verkehrsunfälle. Alles, was getan werden kann, um diese Zahlen zu verringern, ist einen Versuch wert. Unter Anleitung waren unsere Teilnehmer in der Lage, ihr Urteilsvermögen zu verbessern. Es könnte sein, dass Pop-up-Stände in der Nähe von Trinkhallen, die den Leuten helfen, ihre Atemalkoholkonzentration zu verstehen, helfen könnten.
“Wirklich, der beste Rat ist: Wenn Sie Auto fahren, trinken Sie einfach nicht. Wenn Ihnen aber wirklich nach einem Drink zumute ist, sollten Sie sich über Ihre eigene Alkoholtoleranz informieren. Diese ist von Person zu Person unterschiedlich, je nach Geschlecht, Gewicht und Alter, und es gibt einige zuverlässige Apps, die Ihnen dabei helfen können.”
Bild von Ralph Klein auf Pixabay
Trifft leider auf mich mehr als zu. Ich erinnere mich heute mit Grausen, wie locker ich es gesehen habe, mich mit deutlich (sehr, sehr deutlich) zuviel ins Auto zu setzen. Allerdings immer nur allein. Da war dann doch eine Sperre drin, komischer Weise. Wie war das bei Euch?
Ein einziges Mal leicht betrunken gefahren, “musste" ja irgendwie nach Hause kommen. Das war eine schlimme Erfahrung. Seitdem nicht mehr getrunken, wenn ich fahren musste. Ansonsten regelmäßig, fast täglich morgens mit Schädel und vermutlich Restalkohol gefahren. Mit Kind im Auto. Wühlt mich immer noch auf, wenn ich zurück denke 😢
Oh wie oft hatte ich Schiss in eine Kontrolle zu geraten, wenn ich morgens früh mit dem Auto unterwegs war und mir wohl bewusst war, dass da noch ordentlich Restalkohol im System ist. Die erste Kontrolle als Nicht- Trinkerin war eine Offenbarung: ohne mulmiges Gefühl locker ein paar Worte mit den Polizisten wechseln. Das fühlte sich grossartig an.
Vor 6 Jahren bin ich in eine Alkoholkontrolle geraten, es war Nachmittags und ich hatte noch so viel Restalkohol, dass ich für einen Monat meinen Führerschein abgeben musste. Dass ich ausgerechnet dann kontrolliert werden musste, als ich tatsächlich wegen einer akuten depressiven Phase am Vorabend zwei Flaschen Wein gekippt hatte … danach blieb es immer bei einer. Konsequenz hätte ja eigentlich sein müssen, das Trinken ganz zu lassen… ich kann mich da im Nachhinein selber nicht mehr verstehen, aber der Gedanke kam mir gar nicht. Hätte es damals schon eine Nüchternheitsbewegung gegeben, wäre das möglicherweise anders gewesen. Aber viele meiner Freundinnen haben genau dieselben Konsummuster gehabt wie ich.
In all den Jahren, in denen ich trank, bin ich nie in eine Alkoholkontrolle geraten, obwohl ich bestimmt oft Restalkohol im Blut hatte. Was für ein unverschämtes Glück. Dafür im Juli 2020, als ich von einer Geburtstagsfeier heimfuhr, nachts um 24 Uhr. Ich musste anhalten, der Polizist beugte sich zu mir herunter und fragte: “Wo kommen Sie her?" Und dann: “Haben Sie getrunken?" Das “Nein", das ich dann sagen konnte, war das schönste meines Lebens.
Vor meiner ersten Entgiftung bin ich leider alle Naselang mit Restalkohol Auto gefahren. Im Außendienst keine Besonderheit. Ich habe großes Glück gehabt. Es ist nie etwas passiert. Auch keine Fahrzeugkontrolle.
Wenigstens habe ich meine Umgebung seit damals nie wieder dieser Gefahr ausgesetzt. Tatsächlich nicht.
Ich habe meist während der Heimfahrt getrunken, ich brauchte ja unmittelbar nach der Arbeit die Flasche Sekt und wollte nicht nach der Arbeit jeden Tag erstmal ‘ne Kneipe ansteuern. Da war das Saufen während der Fahrt im Auto schon um einiges diskreter.
DAS habe ich zum Glück seit über 30 Jahren immer vermieden.
Außer in den 80zigern, da hat die Polizei noch mit am Tresen gestanden, und hat unseren gesamten Damenkegelclub sogar noch nach Hause “eskortiert", einer besoffener als der andere, sry….
Ich bin oft noch in den Supermarkt gefahren- und natürlich hatte ich vorher schon Wein getrunken. Und Restalkohol auf dem Weg zur Arbeit war sicher auch nicht so selten.
Gottseidank ist NIE irgendwas passiert. Unverantwortlich war das trotzdem.
Hallo,
Mir wäre es eine besondere Freude, bei der Wahrheit zu bleiben und Verwirrung zu stiften indem ich antworte: „Ja, ich habe ich getrunken, manchmal habe ich sogar schon morges angefangen“.
Ich weiß allerdings nicht, ob ich jemals in die Verlegenheit komme. Meinen Führerschein habe ich mit Ende 20 aus Langerweile gemacht und mit Anfang 30 habe ich ihn im Urlaub wieder verloren, will meine Frau die Polizei gerufen hat, als ich des Nachts auf Rügen mal eben heimlich und unter Alkoholeinfluss zur Tanke wollte. Leider hatte die Tanke schon zu und so zog sich mein Ausflug in die Länge. Ich habe es meiner Frau nie übelgenommen, dass sie mich verpfiffen hat – sie war halt um mich besorgt.
Als ich mit 1,6 Promille wieder im Hotel eingetrudelt war, hat mich die Polizei aus dem Hotelzimmer geholt. Durch den anschließenden Idiotentest bin ich natürlich durchgefallen, da ich damals kein Problembewusstsein hatte, null vorbereitet war und maximal dämliche Antworten auf der Pfanne hatte.
Im weiteren Verlauf meines Lebens war ich dann mehr oder weniger betrunken und mit Schutzengel auf dem Fahrrad unterwegs. Das war einige Male grenzwertig, vollkommen fahruntauglich, in dem Sinne, dass ich mich nichtmehr auf dem Rad halten konnte, war ich allerdings nur einmal.
Leichtsinnig und wie eine angestochene Wildsau bin ich auch nüchtern unterwegs. Wobei ich mir immer einbilde, dass man eher unter die Räder kommt, wenn man „oma-mäßig“ von sich hin rollt, als wenn man unter Anspannung zügig im Stadtverkehr mitfließt, so er den fließt.
Gruß Matthias
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