GABA (Gamma-Aminobuttersäure, englisch: gamma aminobutyric acid) ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn. Er wird aus Glutaminsäure gebildet, die in vielen eiweißhaltigen Lebensmitteln vorkommt. In der Nahrung selbst ist GABA nur in Spuren enthalten.
GABA senkt die Erregbarkeit von Nervenzellen. Das wirkt beruhigend, angstlösend und schlaffördernd. Benzodiazepine verstärken als positive allosterische Modulatoren die Wirkung von GABA am GABA-A-Rezeptor. Ein Ungleichgewicht im GABA-Haushalt kann Unruhe, Schlafstörungen und Angst begünstigen.
Im Körper entsteht GABA durch das Enzym Glutamatdecarboxylase, das Vitamin B6 als Cofaktor braucht. Ausgangsstoffe sind Glutaminsäure und Ammoniak.
GABA, Glutamat und Alkohol #
GABA und Glutamat sind Gegenspieler. GABA beruhigt, Glutamat regt an. Ein gesundes Gehirn hält beide Systeme im Gleichgewicht.
Alkohol stört dieses Gleichgewicht:
- Kurzfristig verstärkt Alkohol die GABA-Wirkung und dämpft Glutamat. Das erklärt Entspannung, Angstreduktion und Enthemmung.
- Langfristig passt sich das Gehirn an. GABA-A-Rezeptoren werden reduziert, das Glutamatsystem aktiver. Es entsteht Toleranz.
Im Entzug: Das Überdrehen des Gehirns #
Beim plötzlichen Alkoholstopp fällt die GABA-Stimulation weg. Zurück bleibt ein überaktives Glutamatsystem bei gedämpftem GABA-Tonus.
- Unruhe, Angst, Schlaflosigkeit
- Schwitzen, Herzrasen, Zittern
- Krampfanfälle oder Delirium tremens in schweren Fällen
In Kliniken werden häufig Benzodiazepine eingesetzt. Sie stabilisieren die GABA-A-Vermittlung und puffern das Ungleichgewicht ab.
Langfristige Folgen #
Nach der Entgiftung braucht das Gehirn Zeit, um GABA und Glutamat neu auszubalancieren. Häufige Beschwerden sind:
- Angstzustände
- Schlafstörungen
- Reizbarkeit und innere Anspannung
- geringe Stresstoleranz
Therapeutische Perspektiven #
Ansätze zur Stabilisierung des GABA-Glutamat-Gleichgewichts:
- Medikamente in der Entzugsbehandlung, bei Bedarf auch Antiepileptika wie Gabapentin
- Nährstoffe wie Vitamin B6 und Aminosäuren wie Taurin
- N-Acetylcystein (NAC) zur Modulation des Glutamatstoffwechsels
FAQ zu GABA #
Ist GABA als Nahrungsergänzung wirksam?
Die frühere Lehrmeinung besagte, GABA könne die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Neuere Arbeiten zeigen Transportsysteme, über die GABA ins Gehirn gelangen kann. Ob orale Präparate spürbar wirken, hängt von Dosis, individueller Aufnahme und Begleitfaktoren ab.
Welche Rolle spielt Vitamin B6?
Vitamin B6 ist Cofaktor der GABA-Synthese. Ein Mangel kann die Bildung von GABA mindern.
Warum ist ein kalter Entzug gefährlich?
Das Ungleichgewicht zwischen GABA und Glutamat kann zu Krampfanfällen und Delir führen. Ein Entzug gehört ärztlich überwacht.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.