Sucht ist eine vielfältige Gruppe von häufigen, komplexen Krankheiten, die bis zu einem gewissen Grad durch gemeinsame genetische und umweltbedingte ätiologische Faktoren miteinander verbunden sind. Sie sind häufig chronisch, mit schubförmig-remittierendem Verlauf.
Genetische Studien und andere Analysen, die den Ursprung der Sucht klären, tragen zur Entstigmatisierung der Sucht bei und führen zu einer rascheren Behandlung. Die Kenntnis der genetischen Faktoren in der Ätiologie und im Ansprechen auf die Behandlung kann die Individualisierung von Prävention und Behandlung sowie die Identifizierung neuer therapeutischer Ziele ermöglichen.
Sowohl genetische als auch Umweltvariablen tragen zur Auslösung des Konsums von Suchtmitteln und zum Übergang vom Konsum zur Sucht bei. Süchte sind mäßig bis hochgradig vererbbar. Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien zeigen, dass das Risiko eines Individuums dazu neigt, proportional zum Grad der genetischen Verwandtschaft mit einem abhängigen Verwandten zu sein.
Die Vererblichkeit von Suchterkrankungen reicht von 0,39 für Halluzinogene bis zu 0,72 für Kokain. Aus der Entwicklungsperspektive wurde ein wichtiger Blick auf das sich verschiebende Gleichgewicht in der Bedeutung von genetischen und Umwelteinflüssen gewonnen. Die Virginia-Zwillingsstudie zeigte, dass in der frühen Adoleszenz der Beginn und der Konsum von Nikotin, Alkohol und Cannabis stärker durch familiäre und soziale Faktoren bestimmt werden, dass diese jedoch im Verlauf des jungen und mittleren Erwachsenenalters, wenn die Auswirkungen genetischer Faktoren maximal werden, allmählich an Bedeutung verlieren und mit zunehmendem Alter etwas abnehmen.
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