Es sollte untersucht werden, ob die Schlussfolgerung einer kürzlich erschienenen systematischen Übersicht und Netzwerk-Metaanalyse (Cipriani et al.), dass Antidepressiva bei Depressionen bei Erwachsenen wirksamer sind als Placebo, durch die Evidenz gestützt wurde.
Mehrere methodische Einschränkungen in der Evidenzbasis von Antidepressiva wurden in der systematischen Übersicht von Cipriani et al. entweder nicht erkannt oder unterschätzt. Die Effektgrösse für Antidepressiva gegenüber Placebo auf von Prüfärzten bewerteten Skalen der Depressionssymptome war in Studien mit einem “Placebo-Run-in”-Studien-Design höher als in Studien ohne Placebo-Run-in-Design (p=0,05). Die Effektgröße von Antidepressiva war in publizierten Studien höher als in unpublizierten Studien (p<0,0001). Die von Cipriani et al. berichteten Outcome-Daten wichen in 12 (63%) von 19 Studien von den klinischen Studienberichten ab. Die Sicherheit der Evidenz für die plazebokontrollierten Vergleiche sollte laut GRADE aufgrund eines hohen Risikos von Verzerrungen, Indirektheit der Evidenz und Publikationsverzerrungen sehr gering sein. Der mittlere Unterschied zwischen Antidepressiva und Placebo auf der 17 Punkte umfassenden Hamilton-Depressions-Ratingskala (Bereich 0-52 Punkte) betrug 1,97 Punkte (95% CI 1,74 bis 2,21).
Die Evidenz unterstützt keine endgültigen Schlussfolgerungen hinsichtlich des Nutzens von Antidepressiva bei Depressionen bei Erwachsenen. Es ist unklar, ob Antidepressiva wirksamer als Placebo sind.
Considering the methodological limitations in the evidence base of antidepressants for depression: a reanalysis of a network meta-analysis | Link zum Original