Prolin ist eine nicht-essentielle Aminosäure. Prolin wird im menschlichen Körper u.a. für die Bildung von Kollagen benötigt – dem Protein, aus dem Bindegewebe und Knochen bestehen. Auch dieser Prozess ist abhängig von Vitamin C.
Prolin ist ein Schlüsselbaustein von Kollagenfasern: Aus Prolin entsteht durch das Enzym Prolyl-Hydroxylase (Vitamin-C-abhängig) Hydroxyprolin – erst dadurch werden Kollagenstränge stabil und zugfest. Fehlt Vitamin C, gerät die Kollagenreifung ins Stocken: Wundheilung ist verlangsamt, Blutgefäße werden fragiler, das Bindegewebe schwächelt.
Neben Haut, Sehnen und Knochen profitieren auch Schleimhäute (z. B. Darm) von ausreichend Prolin/Hydroxyprolin: Eine stabile Kollagenmatrix dichtet Gewebe ab und schützt vor Reizungen und Mikrorissen. Außerdem ist Prolin an Regenerationsprozessen beteiligt, wenn Gewebe nach Entzündungen oder Verletzungen erneuert wird.
Im Zusammenhang mit Alkohol ist das besonders wichtig: Chronischer Konsum geht häufig mit Vitamin-C-Mangel und einer schlechteren Zufuhr/Verwertung von Aminosäuren einher. Das bremst die Kollagensynthese – Folgen sind schlechte Wundheilung, Zahnfleischprobleme, Hämatomneigung und ein schwächeres Bindegewebe (z. B. bei Krampfadern oder Muskelsehnen). Gleichzeitig kann eine geschädigte Leber Kollagenumbauprozesse fehlsteuern: In fortgeschrittenen Stadien kommt es zur vermehrten Narbenbildung (Fibrose), bei der Kollagen abnorm abgelagert wird. Hier zeigt sich die „Doppelkante“: Für gesunde Reparatur ist Prolin unverzichtbar – gerät der Stoffwechsel durch Alkohol aus dem Lot, kippt Reparatur in Vernarbung.
Auch der Darm ist betroffen: Alkohol erhöht die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut („Leaky Gut“). Eine prolin- und vitamin-c-gestützte Kollagenbildung hilft, die Barrierefunktion zu stabilisieren – ein Baustein, um Entzündungssignale aus dem Darm zu verringern und die Leber zu entlasten.
Merke: Prolin + Vitamin C sind Teamplayer. Bei Alkoholproblemen lohnt der Blick auf beides: eiweißreiche Kost (z. B. Eier, Milchprodukte, Gelatine/Kollagenquellen, Fleisch, Hülsenfrüchte) und eine gesicherte Vitamin-C-Zufuhr unterstützen Bindegewebe, Wundheilung, Schleimhäute – und damit die körperliche Erholung in der Abstinenz.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.