Isoleucin ist eine essentielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie muss deshalb mit der Nahrung zugeführt werden.
Aus Isoleucin kann der Körper sowohl Eiweiße herstellen, als es auch zur Energiegewinnung im Muskel einsetzen, wenn beispielsweise bei längeren Hungerphasen körpereigene Eiweiß verbrannt werden. Damit gehört Isoleucin zu den sogenannten BCAA (verzweigtkettigen Aminosäuren), zusammen mit Leucin und Valin. Diese spielen eine Schlüsselrolle für den Muskelstoffwechsel, die Energiebereitstellung und die Regeneration nach körperlicher Belastung.
Darüber hinaus trägt Isoleucin zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei, indem es die Aufnahme von Glukose in die Zellen unterstützt. Es ist auch an der Bildung von Hämoglobin beteiligt und damit wichtig für die Sauerstoffversorgung des Körpers.
Im Zusammenhang mit Alkohol ist Isoleucin von besonderem Interesse, weil chronischer Alkoholkonsum zu einem gestörten BCAA-Haushalt führt. Durch den Abbau in der Leber verschieben sich die Aminosäurekonzentrationen im Blut: Die BCAA-Spiegel sinken, während andere Aminosäuren ansteigen. Dieses Ungleichgewicht kann dazu beitragen, dass die Hirnfunktion beeinträchtigt wird – ein Faktor bei Enzephalopathien und bei der typischen geistigen Abbauproblematik von Alkoholkranken.
Ein Mangel an Isoleucin und anderen BCAA begünstigt zudem Muskelschwäche, Erschöpfung und schlechte Regeneration. Da Alkohol nicht nur die Leber belastet, sondern auch die Nährstoffaufnahme im Darm verschlechtert, sind gerade Alkoholabhängige anfällig für eine unzureichende Versorgung.
Eine ausgewogene Ernährung mit proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen stellt normalerweise genügend Isoleucin bereit. In der Erholungsphase nach Alkoholmissbrauch kann eine gezielte Versorgung mit BCAA helfen, Muskeln und Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
BCAA – verzweigtkettige Aminosäuren
- Isoleucin: Energieversorgung im Muskel, Blutzuckerstabilität
- Leucin: Muskelaufbau, Signalgeber für Proteinsynthese
- Valin: Regeneration, Nerven- & Muskelfunktion
Alkohol senkt die BCAA-Spiegel und stört so Muskelstoffwechsel und Gehirnfunktion → Muskelschwäche, Erschöpfung, Risiko für Enzephalopathien.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.