Ammoniak ist ein stechend riechendes, farbloses Gas. Im Stoffwechsel liegt Ammoniak als Ammonium vor und spielt eine entscheidende Rolle beim Auf- und Abbau von Aminosäuren. Menschen produzieren auf diese Art die nicht-essentiellen Aminosäuren.
Unter normalen Umständen entgiftet sich der Körper von Ammoniak ständig, vor allem über die Leber. Beim Leberversagen jedoch treten giftige Ammoniakkonzentrationen auf, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen und auch zum Tode führen können.
Biochemisch entsteht Ammoniak vor allem beim Abbau von Eiweißen. Die Stickstoffatome aus den Aminosäuren werden in Form von Ammoniumionen freigesetzt und müssen dann über den Harnstoffzyklus in der Leber unschädlich gemacht werden. Dieser Prozess ist für das Gleichgewicht des Stoffwechsels unverzichtbar, denn bereits geringe Erhöhungen der Ammoniakkonzentration wirken neurotoxisch und stören die Funktion von Nervenzellen.
Eine unzureichende Entgiftung führt zu Hyperammonämie. Typische Folgen sind Konzentrationsstörungen, Schläfrigkeit und im Extremfall das hepatische Koma. Besonders empfindlich reagiert das Gehirn, weil dort die Balance der Neurotransmitter durch überschüssiges Ammoniak verschoben wird. Auch Astrozyten, die Stützzellen des Nervensystems, schwellen unter Ammoniakeinfluss an, was den Hirndruck erhöhen kann.
Im Zusammenhang mit Alkohol hat Ammoniak eine besondere Bedeutung. Chronischer Alkoholkonsum schädigt die Leberzellen und beeinträchtigt den Harnstoffzyklus. Dadurch steigt das Risiko, dass Ammoniak nicht mehr ausreichend entgiftet wird. Bei ausgeprägter Leberzirrhose kann es zu einer hepatischen Enzephalopathie kommen, die sich in Verwirrtheit, Gedächtnisproblemen, Persönlichkeitsveränderungen und letztlich Bewusstseinsverlust äußert. Viele typische Spätsymptome der Alkoholkrankheit hängen direkt mit erhöhten Ammoniakwerten zusammen.
Auch im akuten Alkoholentzug spielt Ammoniak eine Rolle: Der Energiestoffwechsel ist dann häufig instabil, die Leber arbeitet am Limit, und selbst leichte Erhöhungen des Ammoniakspiegels können die Symptome verstärken. Eine konsequente Leberentlastung durch Alkoholkarenz ist daher entscheidend, um die Ammoniakbelastung zu senken und die Gehirnfunktion zu stabilisieren.
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Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.