Zeichen des Korsakow-Syndrom ist der Gedächtnisverlust. Dabei kommen sowohl das Vergessen alter Gedächtnisinhalte (retrograde Amnesie) als auch die Unfähigkeit vor, sich Neuerlebtes zu merken (anterograde Amnesie). Der Verlust der Fähigkeit, sich neu erlebtes zu merken, ist häufiger.
Die Merkfähigkeitsstörung kann so ausgeprägt sein, dass es dem Patienten nicht möglich ist, sich Sachverhalte selbst für Sekunden einzuprägen. Antriebsarmut, erhöhte Müdigkeit und starke Ermüdbarkeit, Euphorie und starke Gefühlsschwankungen können hinzukommen.
Das alkoholische Korsakow-Syndrom ist Folge eines Vitamin B1-Mangels. Es wird als eine Unterform der Beriberi angesehen. Wird eine Wernicke-Enzephalopathie nicht rechtzeitig mit Thiaminpräparaten (Vitamin B1) behandelt, so entsteht daraus sehr oft das Korsakow-Syndrom.
Symptome des Korsakow-Syndroms #
- Gedächtnisstörungen
- Anterograde Amnesie: Unfähigkeit, neue Erinnerungen abzuspeichern.
- Retrograde Amnesie: Verlust bereits gespeicherter Erinnerungen.
- Konfabulationen
- Betroffene „füllen Gedächtnislücken“ oft unbewusst mit erfundenen Geschichten oder Details, die sie selbst für real halten.
- Kognitive Einschränkungen
- Konzentrationsstörungen, eingeschränktes Urteilsvermögen.
- Psychische Symptome
- Antriebsarmut, Apathie, Gereiztheit.
- Gefühlsschwankungen bis hin zu Euphorie.
- Körperliche Symptome
- Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit.
- Häufig Begleitsymptome einer zugrunde liegenden Wernicke-Enzephalopathie (z. B. Augenbewegungsstörungen, Gangunsicherheit).
Ursache #
Das Korsakow-Syndrom entsteht meist auf dem Boden einer schweren Thiamin-(Vitamin B1)-Unterversorgung. Alkohol spielt hier eine doppelte Rolle:
- Gestörte Aufnahme von Thiamin im Darm durch chronischen Alkoholkonsum.
- Erhöhter Bedarf der Leber durch Alkoholabbau.
- Mangelernährung durch einseitige Kost bei Alkoholikern.
Die Kombination führt dazu, dass das Gehirn nicht mehr genügend Thiamin für den Energiestoffwechsel erhält. Besonders betroffen sind Gedächtniszentren wie der Hippocampus und die Mamillarkörper.
Verlauf #
Oft geht dem Korsakow-Syndrom eine Wernicke-Enzephalopathie voraus, die durch Desorientiertheit, Augenmuskellähmungen und Gleichgewichtsstörungen auffällt. Ohne sofortige Thiamin-Therapie kann dieser Zustand in das Korsakow-Syndrom übergehen.
Ist das Korsakow-Syndrom einmal ausgebildet, sind die Schäden häufig dauerhaft. Eine Behandlung mit Vitamin B1 kann die Symptome zwar bessern und eine Verschlechterung verhindern, aber die bereits entstandenen Gedächtnislücken bleiben oft bestehen.
Zusammenfassung #
Das Korsakow-Syndrom ist eine der schwerwiegendsten Folgen chronischen Alkoholmissbrauchs. Es zeigt, wie dramatisch ein Mangel an nur einem einzigen Vitamin – Thiamin – das Gehirn dauerhaft schädigen kann. Prävention und frühzeitige Behandlung sind entscheidend, um Betroffene vor lebenslangen Gedächtnisstörungen zu bewahren.
Korsakow-Syndrom – wichtigste Symptome
- Anterograde Amnesie: keine neuen Erinnerungen speicherbar
- Retrograde Amnesie: Verlust alter Erinnerungen
- Konfabulationen: Gedächtnislücken werden mit Fantasie „gefüllt“
- Antriebsstörung: Müdigkeit, Apathie, Gereiztheit
- Emotionale Schwankungen: Euphorie ↔ Depression
Ursache: meist chronischer Vitamin-B1-Mangel durch Alkohol. Verlauf: oft Folge einer unbehandelten Wernicke-Enzephalopathie.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.