Delirium tremens (lateinisch: „zitterndes Irresein“) ist die schwerste Form des Alkoholentzugsdelirs. Es tritt bei chronisch alkoholkranken Menschen meist 2–4 Tage nach abruptem Absetzen oder stark verminderter Alkoholzufuhr auf und stellt einen medizinischen Notfall dar. Das Deliorium tremens entwickelt sich aus dem Prädelir.
Medizinischer Hintergrund #
Im Gehirn herrscht durch den langjährigen Alkoholkonsum ein Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Botenstoffen. Alkohol verstärkt das beruhigende GABA und dämpft das erregende Glutamat. Wird Alkohol plötzlich entzogen, kippt dieses System, das Glutamat dominiert: das Gehirn ist übererregt. Es kommt zu Halluzinationen, Verwirrtheit, vegetativen Entgleisungen und schwersten Krampfanfällen.
Nährstoff-Entgleisung #
Beim Delirium tremens kommen häufig zusätzliche Stoffwechselstörungen vor.
- • Thiaminmangel (Vitamin B1) begünstigt die Entwicklung einer Wernicke-Enzephalopathie.
- • Magnesium– und Kaliumdefizite erhöhen die Gefahr von Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen.
- • Auch Phosphat- und Natriumschwankungen können die Prognose verschlechtern und müssen überwacht werden.
Klinisches Bild und Gefahr #
Typische Symptome:
- • Unruhe, Angst, Verwirrtheit
- • Halluzinationen (meist optisch, z. B. „weiße Mäuse“)
- • Starker Tremor (Zittern)
- • Vegetative Entgleisungen: Schwitzen, Fieber, Blutdruckkrisen, Tachykardie
- • Krampfanfälle
Die Sterblichkeit unbehandelter Delirien liegt bei bis zu 20 Prozent. Hauptgefahren sind Kreislaufversagen, Herzrhythmusstörungen, Status epilepticus und sekundäre Komplikationen (z. B. Pneumonie, Verletzungen durch Stürze).
Therapie und Klinik #
Patienten mit Delirium tremens gehören immer auf eine überwachte Station, idealerweise Intensiv- oder zumindest Intermediate-Care.
Wesentliche Maßnahmen:
- • Benzodiazepine als Standardmedikation zur Beruhigung und Krampfprophylaxe
- • Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten (Magnesium, Kalium, Phosphat, Natrium)
- • Thiamin-Infusion vor Glukosegabe, um Wernicke-Enzephalopathie zu verhindern
- • Behandlung von Begleiterkrankungen (Infekte, Lebererkrankungen etc.)
Eine engmaschige Überwachung ist zwingend notwendig, da das klinische Bild schnell kippen kann.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) #
Was ist Delirium tremens?
Delirium tremens ist die schwerste Form des Alkoholentzugsdelirs.
Es handelt sich um einen medizinischen Notfall mit Verwirrtheit, Halluzinationen, starkem Zittern und vegetativen Entgleisungen.
Meist 2 bis 4 Tage nach abruptem Absetzen oder starker Reduktion des Alkoholkonsums bei chronisch alkoholkranken Menschen.Wann tritt Delirium tremens typischerweise auf?
Unruhe, Angst, optische Halluzinationen, starker Tremor, Schwitzen, Fieber, hoher Puls, Blutdruckkrisen sowie mögliche Krampfanfälle.Welche Symptome sprechen für Delirium tremens?
Unbehandelt besteht eine hohe Sterblichkeit.Wie gefährlich ist Delirium tremens?
Gefahren sind Kreislaufversagen, schwere Herzrhythmusstörungen, Status epilepticus und Folgekomplikationen.
Behandlung erfolgt in der Klinik auf einer überwachten Station.Wie wird Delirium tremens behandelt?
Standard sind Benzodiazepine, Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, Thiamin vor Glukosegabe sowie Therapie von Begleiterkrankungen.
Ein Thiaminmangel ist häufig und erhöht das Risiko einer Wernicke-Enzephalopathie.Warum spielt Thiamin eine Rolle?
Deshalb wird Thiamin stets vor Glukose verabreicht.
In die Klinik auf eine überwachte Einheit, idealerweise Intensiv- oder Intermediate-Care-Station.Wohin gehört ein Patient mit Verdacht auf Delirium tremens?
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.