Bioverfügbarkeit bezeichnet den Anteil eines Wirkstoffs oder Nährstoffs, der nach der Aufnahme tatsächlich unverändert im Blutkreislauf ankommt und damit für den Körper wirksam zur Verfügung steht. Bei oraler Einnahme hängt sie vor allem von der Aufnahme im Darm, dem Stoffwechsel in der Darmwand und der ersten Passage durch die Leber („First-Pass-Effekt“) ab.
Einfluss von Alkohol #
Direkte Effekte:
- Alkohol kann die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut verändern und dadurch sowohl die Aufnahme fördern als auch behindern.
- Er beeinflusst Enzyme in Leber und Darm (z. B. Cytochrom-P450-System), was den Abbau vieler Medikamente beschleunigen oder verlangsamen kann.
- In hoher Dosis kann Alkohol die Magenschleimhaut reizen und so die Aufnahme von Nährstoffen mindern.
Indirekte Effekte:
- Chronischer Alkoholkonsum verändert die Zusammensetzung der Darmflora (Mikrobiom) und kann dadurch Resorptionsprozesse stören.
- Längerfristig führt Alkohol zu Schleimhautschäden, die Aufnahme (Resorption) von Vitaminen (z. B. Folsäure, B-Vitamine) und Mineralstoffen wird eingeschränkt.
- Umgekehrt kann Alkohol die Aufnahme von fettlöslichen Substanzen erhöhen, weil er die Löslichkeit im Verdauungstrakt verändert.
Alkohol kann die Bioverfügbarkeit vieler Medikamente und Nährstoffe unvorhersehbar verändern. Die Wirkung kann dadurch abgeschwächt, verstärkt oder verzögert auftreten. Besonders riskant ist dies bei Psychopharmaka, Schmerzmitteln und Blutgerinnungshemmern.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.