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Kindling-Effekt

Was ist der Kindling-Effekt? #

Der Kindling-Effekt beschreibt eine zunehmende Empfindlichkeit des Gehirns gegenüber wiederholten Entzugsphasen oder Reizen. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Epilepsieforschung. „Kindling“ bedeutet „Anfeuern“ – gemeint ist, dass sich Nervenzellen mit jedem weiteren Entzug leichter erregen lassen. Dadurch steigt das Risiko für Krampfanfälle, psychotische Symptome oder besonders schwere Entzugsverläufe.

Bei Alkoholabhängigkeit führt jeder neue Entzug tendenziell zu heftigeren Symptomen als der vorherige. Das Gehirn reagiert übermäßig stark auf das plötzliche Fehlen des Alkohols, weil die dämpfenden GABA-Mechanismen geschwächt und die erregenden Glutamat-Systeme überaktiviert sind. Der Kindling-Effekt gilt deshalb als wichtiger Grund, warum wiederholte Selbstentzüge gefährlich sein können und unbedingt ärztlich begleitet werden sollten.

PAWSS-System: Risikoabschätzung bei Alkoholentzug #

Eine wirklich sichere Vorhersage, wie hoch die Gefahr für Komplikationen im Alkoholentzug ist, gibt es nicht. Das an der amerikanischen Mayo-Clinic entwickelte PAWSS-System hilft dabei, eine Einschätzung vorzunehmen, wirklich sicher ist diese aber auch nicht.

PAWSS ist die Abkürzung für “Prediction of Alcohol Withdrawal Severity Scale”, übersetzt “Vorhersage der Schwere der Alkoholentzugserscheinungen”. Hauptziel ist die Früherkennung von Patienten mit Risiko für komplizierten Entzug. Dazu dient der folgende Fragebogen:

  1. Wurde in den letzten 6 Monaten Alkohol konsumiert?
  2. Bestand in den letzten 90 Tagen Alkoholintoxikation?
  3. Wurde der Patient jemals wegen Alkohol-Entzugserscheinungen behandelt oder überwacht?
  4. Gab es in der Vergangenheit Entzugsanfälle?
  5. Gab es in der Vergangenheit ein Delirium tremens?
  6. Wird aktuell ein Blutalkohol > 0,1 % (1 ‰) gemessen?
  7. Wurden in den letzten 90 Tagen Sedativa, Hypnotika oder andere GABA-wirksame Medikamente regelmäßig eingenommen?
  8. Wird der Entzug stationär erwartet oder ausgelöst (z. B. geplante OP, Notaufnahme, Inhaftierung)?
  9. Liegen autonome Symptome vor (Tremor, Schwitzen, Tachykardie, Hypertonie)?
  10. Besteht Komorbidität (z. B. Lebererkrankung, Elektrolytstörung, Infekt, Trauma), die Entzugssymptome verstärken kann?

Jedes “Ja” wir mit einem Punkt bewertet. Die Auswertung erfolgt nach diesem Schema:

  • 0–3 Punkte: geringes Risiko → meist milder Entzug, ambulant möglich (sofern keine Komorbidität).
  • ≥ 4 Punkte: hohes Risiko → stationäre Überwachung, ggf. prophylaktische Benzodiazepin-Gabe.


Selbst wer „nur“ leichte Entzüge erlebt hat, kann beim nächsten Mal in einen schweren Verlauf geraten. Der Kindling-Effekt erklärt, warum die Symptome nicht planbar sind – und warum medizinische Begleitung immer sicherer ist, auch wenn frühere Entzüge unkompliziert verliefen.

FAQ – häufig gestellte Fragen #


Was ist der Kindling-Effekt?

Der Kindling-Effekt beschreibt eine zunehmende Empfindlichkeit des Gehirns bei wiederholten Alkoholentzügen. Jeder neue Entzug kann schwerer verlaufen, weil sich Nervenzellen zunehmend leichter erregen lassen.

Warum wird jeder Alkoholentzug schlimmer?

Durch wiederholte Entzüge verändert sich das Gleichgewicht zwischen dämpfenden GABA- und erregenden Glutamat-Systemen. Das Gehirn reagiert übermäßig auf das Fehlen des Alkohols, wodurch Krampfanfälle und Delirien wahrscheinlicher werden.

Was zeigt das PAWSS-System an?

PAWSS (Prediction of Alcohol Withdrawal Severity Scale) hilft, das Risiko für einen komplizierten Entzug einzuschätzen. Ab vier Punkten besteht hohes Risiko für Krampfanfälle oder Delirium tremens.

Wie kann man Entzugskomplikationen vermeiden?

Ein Entzug sollte immer ärztlich überwacht werden – besonders bei früheren Entzügen, Krampfanfällen oder Delir. Eine medikamentöse Begleitung senkt das Risiko schwerer Verläufe erheblich.



Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Dr. med. Bernd Guzek #

Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.


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