Acamprosat (Handelsname Campral) ist ein Medikament zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit. Chemisch handelt es sich um Calcium-Acetylhomotaurinat, ein synthetisches Derivat der körpereigenen Aminosulfonsäure Taurin.
Herkunft und Struktur #
Taurin ist im Gehirn weit verbreitet und wirkt dort als neuromodulierende Substanz. Durch Anfügen einer Acetylgruppe und die Verlängerung der Kohlenstoffkette entstand Acamprosat. Diese Veränderungen zielen darauf ab, die Bioverfügbarkeit und die Bindung an bestimmte Neurotransmittersysteme zu verändern.
Wirkmechanismus #
Die genaue Wirkweise von Acamprosat ist nicht vollständig geklärt. Im Zentrum steht die Normalisierung des gestörten Gleichgewichts zwischen exzitatorischen und inhibitorischen (anregenden und hemmenden) Neurotransmittern, das nach chronischem Alkoholmissbrauch typisch ist:
- Glutamat-Hemmung: Acamprosat dämpft die Überaktivität des NMDA-Rezeptorsystems.
- GABA-System: Es gibt Hinweise auf schwache GABA-agonistische Effekte, jedoch deutlich schwächer als bei Taurin.
- Gesamtwirkung: Stabilisierung des neuronalen Gleichgewichts und Minderung des Cravings.
Vergleich mit Taurin #
Taurin selbst wirkt breiter: Es verstärkt die GABA- und Glycin-Transmission, puffert Calcium in Nervenzellen und wirkt antioxidativ. Klinische Studien belegen jedoch keinen klaren Nutzen als Anti-Craving-Mittel.
Acamprosat ist im Vergleich gezielter, da es vor allem die alkoholtypische Glutamat-Überaktivität hemmt. Damit ist es laut Studien in Bezug auf Alkoholabhängigkeit wirksamer als Taurin, wenngleich sein Wirkspektrum schmaler ist.
Klinische Anwendung #
Mehrere große Metaanalysen zeigen, dass Acamprosat das Rückfallrisiko nach Alkoholentzug signifikant senken kann, vor allem in Kombination mit psychosozialer Betreuung. Es gilt als gut verträglich, häufigste Nebenwirkungen sind Durchfall und leichte gastrointestinale Beschwerden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) #
Was ist Acamprosat?
Acamprosat (Calcium-Acetylhomotaurinat) ist ein Taurin-Derivat, das zur Rückfallprophylaxe nach Alkoholentzug eingesetzt wird.
Es normalisiert die Dysbalance zwischen Glutamat und GABA, insbesondere durch Dämpfung der NMDA-Überaktivität.Wie wirkt Acamprosat?
Bei Alkoholabhängigkeit ja. Acamprosat wirkt gezielter und ist klinisch belegt.Ist Acamprosat wirksamer als Taurin?
Taurin hat breitere, aber unspezifischere Effekte.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.