Benfotiamin ist eine fettlösliche Vorstufe (Derivat) von Vitamin B1 (Thiamin). Es wurde entwickelt, um die Bioverfügbarkeit von Thiamin deutlich zu erhöhen. Während Thiamin selbst wasserlöslich ist und nur in begrenzter Menge über den Darm aufgenommen werden kann, wird Benfotiamin im Darm viel besser resorbiert und erreicht so höhere Blut- und Gewebespiegel.
Unterschied zu Thiamin #
- Thiamin (Vitamin B1): wasserlöslich, schnelle Ausscheidung, begrenzte Aufnahme.
- Benfotiamin: fettlöslich, stabiler, bessere Aufnahme in die Zellen, längere Verfügbarkeit.
Das macht Benfotiamin besonders interessant für die Therapie von Erkrankungen, die mit einem chronischen Vitamin-B1-Mangel verbunden sind – wie Alkoholismus, Diabetes oder Polyneuropathien.
Merksatz: Benfotiamin = Vitamin B1 mit Turbolader – besser aufgenommen, länger verfügbar, besonders spannend bei Alkoholabhängigkeit.
Bezug zum Alkoholismus #
Alkoholkonsum blockiert sowohl die Aufnahme von Vitamin B1 als auch die Speicherung in der Leber. Da der Bedarf gleichzeitig stark erhöht ist, entwickeln Alkoholiker besonders häufig einen B1-Mangel, mit Folgen wie Wernicke-Enzephalopathie, Korsakow-Syndrom oder Polyneuropathie.
Benfotiamin kann hier ein Vorteil sein, weil es effektiver in den Körper aufgenommen wird als Thiamin und so Defizite schneller und zuverlässiger ausgleichen kann.
Benfotiamin – Vorteile gegenüber Thiamin
- Bessere Aufnahme: fettlösliches B1-Derivat → höhere Resorption im Darm.
- Höhere Spiegel: erreicht leichter wirksame Blut-/Gewebekonzentrationen.
- Längere Verfügbarkeit: geringere Ausscheidung als wasserlösliches Thiamin.
- Zellgängig: effektiverer Anstieg der aktiven B1-Formen (z. B. TPP) in Zielgeweben.
Praxis: Besonders sinnvoll bei erhöhtem Bedarf und gestörter Aufnahme (z. B. Alkoholabhängigkeit, Polyneuropathie).
Aktuelle Forschung #
Eine randomisierte, placebokontrollierte Studie (2013) untersuchte Benfotiamin bei alkoholabhängigen Männern und Frauen über 24 Wochen (600 mg täglich) [PubMed ID: 23992649].
- Ergebnisse: Beide Gruppen (Benfotiamin & Placebo) reduzierten den Alkoholkonsum.
- Besonders auffällig: Frauen in der Benfotiamin-Gruppe hatten einen deutlich stärkeren Rückgang – 9 von 10 Frauen senkten schon nach einem Monat ihren Konsum, verglichen mit 2 von 11 in der Placebo-Gruppe. Über 6 Monate war die Reduktion signifikant ausgeprägter.
- Sicherheit: Benfotiamin wurde sehr gut vertragen, keine relevanten Nebenwirkungen.
👉 Die Autoren schlussfolgern: Benfotiamin könnte besonders Frauen helfen, vom Alkoholkonsum Abstand zu nehmen. Weitere Studien sind aber nötig, um diese Effekte zu bestätigen.
Benfotiamin-Studie 2013 – Ergebnisse auf einen Blick
- Design: RCT, 24 Wochen, 600 mg/Tag Benfotiamin vs. Placebo; 6 Follow-ups im 4-Wochen-Abstand.
- Verträglichkeit: Keine signifikanten unerwünschten Ereignisse.
- Alkoholkonsum: In beiden Gruppen ↓; Frauen mit BF zeigten deutlich stärkere Reduktionen.
- Frauen-Subgruppe: Nach 1 Monat Reduktion bei 9/10 (BF) vs. 2/11 (PL); über 6 Monate Gesamtverbrauch stärker ↓ (p=0,02).
- Fazit der Autoren: BF wurde gut vertragen und kann Frauen vom Alkoholkonsum abhalten.
Hinweis: Ergebnisse sprechen für BF, besonders bei Frauen – weitere Studien zur Bestätigung sinnvoll.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.