Was ist Distraneurin? #
Distraneurin ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Clomethiazol (auch Chlormethiazol genannt). Es wirkt sedierend, hypnotisch und krampflösend und wird hauptsächlich zur Behandlung von schweren Alkoholentzugssymptomen (wie Prädelir oder Delirium tremens), Schlafstörungen und Unruhe eingesetzt. Es verstärkt die Wirkung des Neurotransmitters GABA im Gehirn, ähnlich wie Alkohol oder Benzodiazepine, was zu einer schnellen Beruhigung führt. Die Anwendung erfolgt meist stationär und nur kurzfristig, da es ein hohes Missbrauchspotenzial und Nebenwirkungen hat.
Wie schnell kann Distraneurin abhängig machen? #
Distraneurin hat ein hohes Abhängigkeitsrisiko, insbesondere bei Personen mit Vorgeschichte von Sucht (z. B. Alkoholabhängigkeit). Die Entwicklung einer physischen oder psychischen Abhängigkeit kann sehr schnell erfolgen – bereits nach wenigen Tagen bis maximal 2–3 Wochen regelmäßiger Einnahme. Offizielle Empfehlungen beschränken die Therapiedauer auf maximal 14 Tage, um dieses Risiko zu minimieren.
- Bei vulnerablen Personen (z. B. Alkoholikern oder Suchtprädisponierten): Abhängigkeit kann sich in kürzester Zeit einstellen, manchmal innerhalb von wenigen Tagen. Patientenberichte beschreiben, dass sie nach kurzer Anwendung (z. B. 10 Tage) eine starke Abhängigkeit entwickelten, mit Bedürfnis nach höheren Dosen alle 2 Stunden.
- Bei längerer Einnahme (> 3 Wochen): Das Risiko steigt dramatisch, mit Berichten über iatrogene (arzneimittelbedingte) Abhängigkeit, Toleranzentwicklung und schweren Entzugssymptomen.
- Vergleich zu ähnlichen Mitteln: Ähnlich wie Benzodiazepine kann bei kontinuierlicher Einnahme schnell auftreten, aber bei Distraneurin oft schneller aufgrund seiner starken sedierenden Wirkung.
Die Wirkung setzt schnell ein (nach 10–15 Minuten), was das Missbrauchspotenzial erhöht, da Patienten eine alkoholähnliche Euphorie spüren.
Risikofaktoren für Abhängigkeit #
- Vorherige Sucht: Bei Alkohol- oder Arzneimittelabhängigen ist das Risiko besonders hoch; es darf nicht prophylaktisch oder ambulant ohne strenge Kontrolle eingesetzt werden.
- Hohe Dosen oder längere Dauer: Selbst kurze Anwendungen (z. B. 12 Kapseln/Tag) können abhängig machen.
- Individuelle Faktoren: Lebererkrankungen oder Neigung zu Dosissteigerungen verstärken das Risiko.
Entzugssymptome und Absetzen #
Beim plötzlichen Absetzen können schwere Entzugssymptome auftreten: Zittern, Krämpfe, Angst, Schlaflosigkeit, Halluzinationen, innere Unruhe oder sogar Delir. Deshalb muss Distraneurin ausschleichend abgesetzt werden, idealerweise unter ärztlicher Aufsicht. In Kliniken wird oft auf Benzodiazepine umgestellt, um den Entzug zu erleichtern.
Wichtige Warnhinweise #
Distraneurin darf nur in ärztlich überwachten Entzugsbehandlungen verwendet werden. Eine Selbstmedikation ist gefährlich und kann rasch zur Abhängigkeit führen.
- Nur unter Aufsicht: Distraneurin ist nicht für den Hausgebrauch geeignet und sollte nur stationär bei schweren Fällen unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden. Bei milderem Alkoholentzug sind oft keine Medikamente nötig.
- Wechselwirkungen: Kombination mit Alkohol oder anderen Dämpfern kann lebensgefährlich sein (Atemdepression, Koma).
- Empfehlung: Wenn Sie Distraneurin einnehmen oder einnehmen möchten, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt über Alternativen ohne Abhängigkeitsrisiko (z. B. nicht-sedierende Therapien). Bei Verdacht auf Abhängigkeit suchen Sie eine Suchtberatung auf (z. B. über die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen oder eine Klinik).
Diese Informationen basieren auf medizinischen Quellen sowie eigenen Erfahrungen und denen von Patienten. Sie ersetzen keinen ärztlichen Rat.
Weiterführende Literatur zum Thema #
Böning, J. (2001). Clomethiazol (Distraneurin) in der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms. *Nervenarzt, 72(8), 615–620.
Beschreibt die Anwendung von Clomethiazol bei Alkoholentzug und warnt vor dem hohen Abhängigkeitsrisiko, das bereits nach wenigen Tagen regelmäßiger Einnahme (z. B. 10 Tage, 12 Kapseln/Tag) auftreten kann.
Majumdar, S. K. (1991). Chlormethiazole: Current status in the treatment of acute alcohol withdrawal. *Drug and Alcohol Dependence, 27(3), 201–207.
Betont das schnelle Einsetzen der Abhängigkeit (innerhalb von Tagen) und die Notwendigkeit einer stationären Überwachung aufgrund schwerer Entzugssymptome wie Krämpfen oder Delir.
Rote Liste Service GmbH (2023). Fachinformation Distraneurin (Clomethiazol).
Offizielle Fachinformation, die die strikte Anwendungsdauer von maximal 14 Tagen empfiehlt und vor dem hohen Missbrauchspotenzial warnt, insbesondere bei Patienten mit Sucht-Vorgeschichte.
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). (2015). S3-Leitlinie: Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen.
Warnt vor der Anwendung von Clomethiazol außerhalb stationärer Settings und hebt das Risiko schwerer Entzugssymptome (z. B. Krämpfe, Halluzinationen) bei abruptem Absetzen hervor.
Hesse, L. M., & von Moltke, L. L. (2005). Pharmacokinetics of chlormethiazole in humans: A review. *Journal of Clinical Pharmacology, 45(8), 891–897.
Erläutert die schnelle Pharmakokinetik (Wirkungseintritt nach 10–15 Minuten) und das erhöhte Missbrauchspotenzial durch die alkoholähnliche Wirkung.
Netdoktor.at (2023). Clomethiazol (Distraneurin). Medizinische Fachinformation.
Beschreibt die strenge Indikation für Clomethiazol (nur bei schwerem Alkoholentzug) und das Abhängigkeitsrisiko nach 9–14 Tagen.
Soyka, M., & Horak, M. (2004). Behandlung des Alkoholentzugssyndroms: Clomethiazol versus Benzodiazepine. *Suchtmedizin in Forschung und Praxis, 6(2), 81–87.
Vergleicht Clomethiazol mit Benzodiazepinen und hebt hervor, dass Clomethiazol schneller abhängig macht (oft innerhalb von Tagen bis 2 Wochen) aufgrund seiner starken sedierenden Wirkung.
Morgan, M. Y. (1995). The management of alcohol withdrawal using chlormethiazole. *Alcohol and Alcoholism, 30(6), 771–774.
Warnt vor iatrogenen Abhängigkeiten bei längerer Anwendung (>2 Wochen) und empfiehlt ausschleichendes Absetzen unter ärztlicher Aufsicht.
Lader, M. (1999). Benzodiazepine dependence: Risks and management. *CNS Drugs, 12(4), 305–314.
Beschreibt das Abhängigkeitsrisiko von Benzodiazepinen nach 2–4 Wochen, insbesondere bei höheren Dosen oder vulnerablen Patienten, und betont, dass Clomethiazol ein noch höheres Risiko birgt.
Ashton, H. (2005). The diagnosis and management of benzodiazepine dependence. *Current Opinion in Psychiatry, 18(3), 249–255.
Gibt an, dass Benzodiazepin-Abhängigkeit oft nach 2–4 Wochen regelmäßiger Einnahme auftritt, bei kurzwirksamen Präparaten schneller, und vergleicht dies mit der schnelleren Abhängigkeit bei Clomethiazol.
National Institute for Health and Care Excellence (NICE). (2010). Alcohol-use disorders: Diagnosis and management of physical complications (CG100).
Empfiehlt Benzodiazepine für maximal 2–4 Wochen aufgrund des Abhängigkeitsrisikos und stuft Clomethiazol als riskanter ein, nur für stationäre Anwendung geeignet.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). (2022). Suchtmedizinische Grundversorgung: Alkoholentzug und Medikamentenabhängigkeit.
Betont, dass Clomethiazol nur kurzfristig (max. 14 Tage) und unter strenger Aufsicht verwendet werden darf, da Abhängigkeit bereits nach wenigen Tagen möglich ist.
Kan, C. C., et al. (2004). Benzodiazepine dependence: A review of the evidence. *European Psychiatry, 19(5), 251–259.
Beschreibt, dass Benzodiazepin-Abhängigkeit bei therapeutischen Dosen nach 4–8 Wochen auftreten kann, aber bei Missbrauch oder vulnerablen Patienten oft nach 1–2 Wochen.
Was ist Distraneurin?
Distraneurin enthält den Wirkstoff Clomethiazol. Es wirkt beruhigend, schlaffördernd und krampflösend und wird bei schwerem Alkoholentzug eingesetzt.
Eine Abhängigkeit kann bereits nach wenigen Tagen entstehen – besonders bei Menschen mit Suchterkrankungen. Die Behandlung darf höchstens 14 Tage dauern.Wie schnell macht Distraneurin abhängig?
Bei Überdosierung oder gleichzeitiger Einnahme von Alkohol drohen Atemstillstand und Koma. Das Mittel gehört ausschließlich in ärztliche Hand.Welche Risiken hat Distraneurin?
Nie abrupt! Distraneurin muss langsam ausgeschlichen werden, meist unter stationärer Überwachung oder durch Umstellung auf Benzodiazepine.Wie erfolgt das Absetzen?
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.