Glutamin ist eine Aminosäure. Sie versorgt unsere Körperzellen mit schneller Energie – lässt aber den Blutzuckerspiegel unangetastet. Auch das Gehirn kann es direkt in Energie umsetzen, es fördert die Konzentration. Nicht umsonst findet sich zehnmal mehr Glutamin im Gehirn als im Rest des Körpers.
Physiologische Rolle von Glutamin #
Glutamin ist die am häufigsten vorkommende freie Aminosäure im Blut. Es dient als Stickstoffträger zwischen Organen und ist ein zentrales Substrat für Zellen mit besonders hohem Energiebedarf, etwa Immunzellen und die Darmschleimhaut. Dort unterstützt es die Regeneration und hält die Barrierefunktion des Darms aufrecht – eine wichtige Voraussetzung, damit Nährstoffe wieder vollständig aufgenommen werden können.
Im Gehirn übernimmt Glutamin eine Schlüsselfunktion im sogenannten Glutamat/GABA-Glutamin-Zyklus: Es ist die Vorstufe sowohl des anregenden Botenstoffs Glutamat als auch des beruhigenden Botenstoffs GABA. Fehlt Glutamin, kann der Körper beide Substanzen nicht in ausreichendem Maß bilden.
- Häufigste freie Aminosäure im Blut und wichtiger Träger für Stickstoff.
- Liefert Energie für Darm- und Immunzellen und stärkt die Darmschleimhaut.
- Zentral im Glutamat/GABA/Glutamin-Zyklus des Gehirns.
- Vorstufe für Glutamat und GABA und damit relevant für das neurochemische Gleichgewicht.
- Im Alkoholentzug hilfreich durch Stabilisierung von Darmbarriere und Gehirnstoffwechsel.
- Vorkommen in proteinreichen Lebensmitteln; Bedarf steigt bei Stress, Krankheit und chronischem Alkoholkonsum.
Kurzfassung: Glutamin liefert Bau- und Brennstoff, unterstützt die Regeneration des Darms und hilft, das Glutamat/GABA-System wieder in Balance zu bringen.
Glutamin und Alkoholentzug #
Beim Alkoholentzug kommt das Gleichgewicht von Glutamat und GABA leicht durcheinander: Der GABA-Spiegel sinkt, während Glutamat überschießt. Hier kann Glutamin eine Rolle spielen, indem es den Nachschub für beide Botenstoffe liefert und so hilft, das neurochemische Gleichgewicht wiederherzustellen. Gesichert ist, dass die Aminosäure in der Aufbauphase nach langem Alkoholkonsum die Darmschleimhaut stärkt und den Energiehaushalt des Gehirns stabilisiert – beides entscheidend, um die Entzugssymptome besser zu überstehen und die Genesung zu unterstützen.
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Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.