Histidin ist eine semi-essentielle Aminosäure, die in der Leber gebildet wird. Beim Abbau von Histidin entsteht Glutaminsäure. Histidin dient als Vorstufe für die Bildung von Histamin.
Darüber hinaus spielt Histidin eine wichtige Rolle bei der Bildung von Hämoglobin, also dem roten Blutfarbstoff, der Sauerstoff transportiert. Auch bei der Wundheilung, im Immunsystem und in der Regulation des Säure-Basen-Haushaltes ist Histidin beteiligt.
Im Nervensystem wird Histidin über mehrere enzymatische Schritte zu Histamin umgewandelt, einem wichtigen Botenstoff für Immunreaktionen, Entzündungen und auch die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Damit steht Histidin indirekt in enger Verbindung zu Prozessen wie Allergien, Magenfunktion und zentralnervöser Aktivität.
Im Zusammenhang mit Alkohol ist Histidin vor allem deshalb interessant, weil Alkoholkonsum den Histaminstoffwechsel stört. Zum einen kann die Leber bei chronischem Alkoholmissbrauch weniger effizient mit Histidin umgehen, sodass Ungleichgewichte im Histaminhaushalt entstehen. Zum anderen verstärkt Alkohol selbst die Freisetzung von Histamin und hemmt gleichzeitig dessen Abbau. Ein empfindliches Histamin-Gleichgewicht gerät dadurch schnell ins Wanken – mit Folgen wie Magenproblemen, Hautreaktionen oder Schlafstörungen.
Auch für das Blutbild hat ein Histidinmangel Bedeutung. Da Histidin für die Hämoglobinbildung gebraucht wird, kann ein Defizit zu Anämien beitragen. Alkoholkranke, die durch Mangelernährung oder gestörte Aminosäure-Stoffwechselwege betroffen sind, leiden daher besonders häufig unter Blutarmut, Schwäche und verringerter Belastbarkeit.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.