Ketamin ist ein Narkosemittel, das heute auch in der Forschung gegen Depression und Alkoholabhängigkeit eingesetzt wird. Es beeinflusst bestimmte Botenstoffe im Gehirn und könnte Rückfälle verhindern helfen. Pharmakologisch wirkt Ketamin vor allem als Antagonist am NMDA-Rezeptor, wodurch die Weiterleitung erregender Glutamatsignale blockiert wird.
Wirkung und medizinische Anwendung #
Ketamin hat eine besondere Wirkungsweise: Es führt zu einem dissoziativen Zustand, bei dem Schmerzempfinden und Bewusstsein voneinander getrennt werden. Neben der Verwendung in der Anästhesie wird es in niedrigen Dosierungen heute auch bei therapieresistenter Depression untersucht und eingesetzt.
Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit #
Da NMDA-Rezeptoren bei der Entstehung von Toleranz, Entzugssymptomen und Craving eine wichtige Rolle spielen, wird Ketamin zunehmend im Kontext der Alkoholsuchttherapie erforscht. Studien weisen darauf hin, dass eine einmalige oder wiederholte Gabe von Ketamin in psychotherapeutischen Settings die Rückfallrate senken und die Motivation zur Abstinenz erhöhen kann. Der genaue Mechanismus ist nicht vollständig geklärt, vermutlich wirken sowohl die neurobiologischen Effekte (Hemmung überaktiver Glutamat-Signale, Förderung der synaptischen Plastizität) als auch die begleitenden psychologischen Erfahrungen während der Ketamin-Sitzung.
Ketamin ist für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit nicht zugelassen. Erste Studien sind vielversprechend, eine Anwendung sollte aber ausschließlich in spezialisierten Zentren oder im Rahmen klinischer Forschung erfolgen.
Risiken und Grenzen #
Ketamin ist ein stark wirksames Medikament und kann bei unsachgemäßer Anwendung erhebliche Nebenwirkungen haben, darunter Kreislaufbelastung, Halluzinationen oder ein Missbrauchsrisiko. Für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit ist es derzeit noch kein zugelassenes Medikament, sondern wird nur in Studien oder in spezialisierten Zentren unter strenger Aufsicht eingesetzt. Auch wenn die Forschung Hoffnung macht, bleibt Ketamin in der Suchttherapie ein experimenteller Ansatz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) #
Wirkt Ketamin bei Alkoholabhängigkeit?
Erste Studien deuten an, dass Ketamin in psychotherapeutischen Settings Rückfälle reduzieren und die Motivation zur Abstinenz stärken kann.
Der Nutzen ist noch nicht abschließend belegt. Eine Anwendung gehört in erfahrene Hände.
Nein. In der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist Ketamin derzeit nicht zugelassen.Ist Ketamin dafür zugelassen?
Es wird in klinischen Studien und in wenigen spezialisierten Zentren eingesetzt.
Meist erfolgen ein bis mehrere Ketamin-Sitzungen mit ärztlicher Überwachung.Wie läuft eine Behandlung typischerweise ab?
Entscheidend sind Vorbereitung, begleitende Psychotherapie und Nachbetreuung.
Selbstmedikation ist tabu.
Mögliche Nebenwirkungen sind Blutdruckanstieg, Übelkeit, Verwirrtheit, unangenehme WahrnehmungsänderungenWelche Risiken gibt es?
und in seltenen Fällen Abhängigkeitsentwicklung.
Kontraindikationen müssen ärztlich geprüft werden.
Ausschlussgründe können unbehandelte Psychosen, unkontrollierter Bluthochdruck, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Für wen kommt Ketamin nicht in Frage?
akute Intoxikation oder Schwangerschaft sein.
Die Eignung ist immer eine Einzelfallentscheidung.
Nein. Ketamin kann in Studien als Zusatz zu etablierten Maßnahmen getestet werden.Ersetzt Ketamin die Standardtherapien?
Basis bleiben Entzugsbehandlung, Psychotherapie, Rückfallprophylaxe und gegebenenfalls zugelassene Medikamente.
Wichtige Quellen #
- Morgan CJA, Curran HV. Ketamine use: a review. Addiction. 2012;107(1):27-38. [DOI: 10.1111/j.1360-0443.2011.03576.x]
- Das RK, Gale G, Walsh C et al. Ketamine can reduce harmful drinking by pharmacologically rewriting drinking memories. Nat Commun. 2019;10:5187. [DOI: 10.1038/s41467-019-13162-w]
- Jones JL, Mateus CF, Malcolm RJ et al. Safety and efficacy of ketamine in the treatment of alcohol use disorder: a systematic review. Front Psychiatry. 2023;14:1109056. [DOI: 10.3389/fpsyt.2023.1109056]
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.