Taurin ist wie GABA ein Eiweißbaustein, eine Aminosäure. Anders als GABA ist Taurin kein Nervenbotenstoff, benimmt sich aber wie einer. Taurin dockt im Gehirn da an, wo GABA hin gehört. Taurin passt an den GABA-Rezeptor. Ist der GABA-Rezeptor besetzt, funkt das Hirn „Entspannung.“
Taurin hilft, dem Alkohol fern zu bleiben. Die Forscher der Pharmaindustrie haben ein wenig am Taurin-Molekül herumgespielt und daraus das N-Acetylhomotaurin gebastelt. Die Substanz kam als „Acramprosat“ auf den Markt und wird gegen Alkoholmissbrauch verschrieben.
Taurin ist ein wahres Multitalent, wenn es darum geht, das alkoholgeplagte Hirn wieder auf Vordermann zu bringen. Taurin imitiert nicht nur GABA, es kurbelt auch die körpereigene GABA-Produktion wieder an – und zwar genau dort, wo es gebraucht wird: Im Gehirn. Ebenso lässt Taurin die verkümmerten GABA-Rezeptoren wieder sprießen. Gleichzeitig schaltet Taurin die Andockstellen des Aufreger-Botenstoffes Glutamat auf stumm.
Alkohol & Taurin #
Bei chronischem Alkoholkonsum sinken oft die Taurinspiegel im Gehirn. Das trägt zu innerer Unruhe, Schlafproblemen und erhöhter Anspannung bei. Die ergänzende Gabe von Taurin – sei es über Nahrung oder in Studien als Supplement – kann daher helfen, das gestörte Gleichgewicht zwischen GABA und Glutamat wieder zu stabilisieren.
Taurin & Alkohol – Doppelwirkung
- GABA-Mimikry: Taurin bindet an GABA-Rezeptoren → Entspannung, Angstlinderung
- Glutamat-Bremse: Taurin blockiert überaktive Glutamat-Rezeptoren → weniger Unruhe & Craving
Fazit: Taurin wirkt gleichzeitig beruhigend und dämpft das Suchtgedächtnis – Basis für Acamprosat in der Rückfallprophylaxe.
Klinisch zeigt sich das Prinzip beim Medikament Acamprosat, das auf einem Taurin-Abkömmling basiert und in der Alkoholentwöhnung eingesetzt wird. Ziel ist es, das Suchtgedächtnis zu dämpfen, das Craving zu senken und den Rückfalldruck abzufangen. Auch wenn Taurin selbst kein zugelassenes Medikament ist, zeigen die Mechanismen deutlich, wie wichtig dieser kleine „Mitspieler“ im Gehirnstoffwechsel für trockene Alkoholiker sein kann.
Fun-Facts zum Taurin #
Der Name Taurin leitet sich vom lateinischen taurus (= Stier) ab – und tatsächlich wurde die Substanz im 19. Jahrhundert erstmals aus Ochsengalle isoliert. Kein Wunder also, dass Dietrich Mateschitz bei der Rezeptur von Red Bull auf Taurin setzte: Der Stoff passte perfekt ins Markenimage mit dem „Bullen“.
Der eigentliche Grund war aber ein anderer: In Asien galten taurinhaltige Getränke schon lange als „Anti-Müdigkeits-Drinks“. Taurin stabilisiert die Zellfunktion, unterstützt Herz- und Muskelleistung und wirkt leicht beruhigend auf das Nervensystem – eine Art Balance zum Koffein. Die hohe Dosis im Red Bull (ca. 1000 mg pro Dose) sollte also den Energie-Kick länger verträglich machen, nicht ihn verstärken.
Fun Fact
Der Name Taurin stammt vom lateinischen taurus (= Stier). Dietrich Mateschitz nutzte die Substanz für Red Bull, weil sie perfekt zum Markenimage passte.
In Asien galten taurinhaltige Drinks schon lange als Anti-Müdigkeits-Trunk. Taurin sollte im Energy Drink den Koffein-Kick ausbalancieren und länger verträglich machen – nicht ihn noch weiter verstärken.
Mehr Informationen im Buch Alkohol adé
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.