Arginin ist eine semi-essentielle Aminosäure – heißt, dass in der Wachstumsphase davon oft nicht genug gebildet werden und mit der Nahrung zugeführt werden müssen.
Arginin ist ein ganz besonderer Eiweißbaustein. Es enthält viel Stickstoff. Dieser reagiert mit den Wänden unserer Adern und lässt die Blutgefäße erschlaffen. Dadurch sinkt der Blutdruck. Alkohol wirkt übrigens ähnlich. Allerdings enthält er selbst keinen Stickstoff, sondern quetscht Vorrats-Stickstoff aus den Innenwänden der Blutgefäße.
Die Wirkung ist gleich: Die Gefäße erschlaffen, der Blutdruck sinkt. Auf Dauer zerschießt Alkohol leider das natürliche Arginin im Körper. Alkohol verändert es chemisch und es wird für den Körper unbrauchbar. In der Folge bekommen die Blutgefäße aus dem natürlichen Arginin keinen Stickstoff mehr.
Darüber hinaus ist Arginin der wichtigste Ausgangsstoff für die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO), einem Gasmolekül, das zahlreiche Funktionen im Körper erfüllt. NO erweitert nicht nur die Gefäße, sondern ist auch an der Regulation des Immunsystems und an Signalwegen im Nervensystem beteiligt. Ein Mangel an verfügbarem Arginin kann deshalb vielfältige Folgen haben – von Bluthochdruck über Störungen der Gefäßinnenhaut bis hin zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.
In der Medizin wird Arginin unter anderem als Nahrungsergänzung eingesetzt, um die Durchblutung zu fördern oder die Wundheilung zu unterstützen. Auch in der Sporternährung ist es beliebt, da es die Durchblutung der Muskulatur verbessern und so die Leistungsfähigkeit steigern kann.
Im Zusammenhang mit Alkohol ist Arginin besonders interessant, weil ein chronisch erhöhter Alkoholkonsum die NO-Bildung stört. Zum einen wird Arginin chemisch verändert und steht dadurch nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, zum anderen verschiebt der Alkoholstoffwechsel das Verhältnis von NAD⁺/NADH und beeinflusst damit enzymatische Reaktionen, die an der NO-Produktion beteiligt sind. Das Ergebnis ist eine gestörte Gefäßfunktion: zunächst Gefäßerweiterung mit Blutdruckabfall, langfristig aber eine Schädigung der Gefäßwände und ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.