Dopamin ist ein Nervenbotenstoff, ein Neurotransmitter. Es ist ein echtes Multitalent. Es sorgt für ein Gefühl belohnter Zufriedenheit. Gleichzeitig ist Dopamin dafür zuständig, dass wir etwas lernen und uns etwas merken können.
Und da beginnt das Problem … Alkohol verschafft dem Körper zunächst eine Extraportion Dopamin.
Gleichzeitig ist Dopamin aber auch dafür zuständig, dass wir uns sehr genau daran er erinnern, wer der Auslöser für das Glücksgefühl war: Der Alkohol. Nicht lange und das Gehirn hat ganz fest abgespeichert: Alkohol macht glücklich. Das Ganze entzieht sich Ihrem Bewusstsein. Diese Verkoppelung Alkohol und Glücksgefühl ist eine chemische Verdrahtung in Ihrem Gehirn – und damit fest eingebrannt. Diese Verbindung können Sie auch mit stärkster Willenskraft nicht lösen.
Diese fatale Verkettung spielt sich in einer Hirnregion ab, die entwicklungsgeschichtlich schon uralt ist. In ihr tummeln sich auch unsere Urinstinkte. In diesem Hirnteil spielen sich so grundlegende Bedürfnisse ab wie Hunger, Überlebens- oder Fortpflanzungstrieb. Genau da ist bei Alkoholikern der Drang nach Alkohol gelandet. Alkohol ist dem Gehirn dann genauso wichtig wie Sex oder Essen. Schlimmstenfalls sogar noch wichtiger.
Dopamin hat im Gehirn aber noch weitere Funktionen. Es steuert die Bewegungskoordination (Störungen führen bei Mangel zu Parkinson) und beeinflusst Aufmerksamkeit, Motivation und Antrieb. Deshalb spielen Veränderungen im Dopaminsystem auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, ADHS oder Depression eine wichtige Rolle.
Beim Alkoholismus ist entscheidend, dass das Belohnungssystem überreizt wird. Der kurzfristige Dopaminanstieg vermittelt Glück und Entspannung. Langfristig jedoch passt sich das Gehirn an: Es werden weniger Dopaminrezeptoren bereitgestellt, die Signalweiterleitung wird schwächer, und der Betroffene braucht immer mehr Alkohol, um denselben Effekt zu spüren. Gleichzeitig sinkt die Fähigkeit, natürliche Belohnungen wie Essen, soziale Kontakte oder Erfolgserlebnisse zu genießen – eine zentrale Erklärung für die Abwärtsspirale der Sucht.
Auch in der Entzugsphase spielt Dopamin eine Rolle. Der künstlich stimulierte Dopaminhaushalt bricht plötzlich ein, das Belohnungssystem ist „unterversorgt“. Betroffene leiden dann unter Antriebslosigkeit, innerer Leere, Lustlosigkeit und Depressionen. Erst über längere Abstinenz kann sich die Dopaminbalance allmählich normalisieren.
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Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.