Magnesium spielt eine wichtige Rolle im Alkoholentzug – Funktionen, Mangel, Bioverfügbarkeit Magnesium ist unverzichtbar für Herz, Muskeln und Nerven. Erfahren Sie, warum Alkoholiker oft Magnesiummangel haben, welche Rolle Magnesium im Entzug spielt und welche Präparate am besten wirken.verschiedener Verbindungen.
Magnesium ist ein lebensnotwendiges Mineral, das im Körper vor allem in Knochen, Muskeln und im Nervensystem vorkommt. Es spielt eine zentrale Rolle bei über 300 enzymatischen Reaktionen, darunter Energiegewinnung (ATP), Elektrolythaushalt, Nervenleitung und Muskelkontraktion.
Funktionen im Körper #
Magnesium ist unentbehrlich für:
- • Stabilität von Knochen und Zähnen
- • Regulation von Herzrhythmus und Blutdruck
- • Funktion von Muskeln und Nerven
- • Synthese von DNA, RNA und Proteinen
- • Energiestoffwechsel in Mitochondrien
Ein Mangel kann Müdigkeit, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen und neurologische Symptome verursachen.
Magnesium und Alkoholismus #
Chronischer Alkoholkonsum führt sehr häufig zu Magnesiummangel. Ursachen sind:
- • gesteigerte Ausscheidung über die Nieren (alkoholbedingte Diurese)
- • verminderte Aufnahme im Darm
- • ungünstige Ernährung mit magnesiumarmen Lebensmitteln
- • begleitende Elektrolytstörungen (z. B. Kalium, Kalzium, Phosphat), die durch Alkohol zusätzlich verschärft werden
Ein Magnesiummangel verstärkt Beschwerden, die typischerweise bei Alkoholkranken auftreten:
- • Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme
- • neuromuskuläre Übererregbarkeit (Tremor, Krämpfe, Muskelzucken)
- • psychische Symptome wie Reizbarkeit, Angst oder depressive Verstimmung
Magnesium im Alkoholentzug #
Im akuten Alkoholentzug ist Magnesium besonders bedeutsam:
- • Herz-Kreislauf-Schutz: Magnesium stabilisiert die Erregungsleitung am Herzen und senkt das Risiko Herz-Rhythmusstörungen.
- • Neurologische Stabilisierung: Im Entzug kommt es zu einer Überaktivierung glutamaterger NMDA-Rezeptoren. Magnesium blockiert den NMDA-Kanal in Ruhe und wirkt so als natürlicher Kalzium-Stopper, was zur Ruhe führt. Fehlt dieser Schutz, verstärken sich Zittern, Angst und Krampfanfälle.
- • Synergie mit Thiamin: Magnesium ist Kofaktor für die Aktivierung von Thiamin. Ohne ausreichendes Magnesium bleibt die Thiamin-Substitution teilweise wirkungslos.
- Klinische Praxis:
- • Bei schwerem Entzug, insbesondere Delirium tremens, wird Magnesium häufig i.v. verabreicht, meist zusammen mit Thiamin und anderen Elektrolyten.
- • Schon moderate Mängel können Entzugssymptome verlängern.
- • Magnesiumgabe kann Krampfanfällen vorbeugen und die Benzodiazepin-Dosis verringern helfen (klinische Beobachtungen).
Bioverfügbarkeit verschiedener Magnesiumverbindungen #
Die Aufnahme von Magnesium hängt stark von der Verbindung ab. Organische Salze (z. B. Citrat, Aspartat, Glycinat) sind in der Regel besser verwertbar als anorganische (z. B. Oxid, Hydroxid). Die Qualität drückt sich auch im Preis aus – aber im besten Fall helfen Billigpräparate nichts, noch häufiger aber können sie Durchfall auslösen.
Kurzvergleich Bioverfügbarkeit, Besonderheiten und klinische Relevanz
| Verbindung | Bioverfügbarkeit | Besonderheiten | Klinische Anwendung |
|---|---|---|---|
| Magnesiumcitrat | hoch (~30–40 %) | sehr gut löslich, schnelle Aufnahme, leicht abführend | Supplemente, Standard bei Mangel |
| Magnesiumaspartat | hoch | organisches Salz, gute Verträglichkeit | Supplemente, Studien bei Herz- und Muskelerkrankungen |
| Magnesiumlactat | hoch | magenfreundlich, gute Resorption | Supplemente, klinische Präparate |
| Magnesiumglycinat | hoch | chelatiert, sehr gut verträglich | beliebt bei empfindlichem Magen |
| Magnesiumorotat | mittel | positiver Effekt auf Herzstoffwechsel diskutiert | kardiologische Spezialpräparate |
| Magnesiumchlorid | mittel–hoch | sehr löslich, bitterer Geschmack | Supplemente, Infusionen, transdermal |
| Magnesiumoxid | niedrig (~4 %) | hoher Mg-Anteil, kaum löslich | Billigpräparate, stark abführend |
| Magnesiumhydroxid | niedrig | zusätzlich antazid | Antazida, Laxanzien |
| Magnesiumsulfat | niedrig (oral) | stark abführend, i.v. sehr wirksam | Infusionen bei Eklampsie, Delirium tremens, Krampfprophylaxe; als Bittersalz abführend |
Zufuhr und Supplementierung #
Der tägliche Bedarf an Magnesium liegt bei gesunden Erwachsenen bei etwa 300–400 mg. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte und grünes Gemüse.
Bei Alkoholkranken ist eine Supplementierung fast immer notwendig, es können für kurze Zeit auch eine höhere Dosierung nötig sein – immer unter dem Aspekt, das eventuell Durchfall drohen könnte. Langzeitgaben in höherer Dosierung als erforderlich sollte mit dem Arzt abgesprochen und auch von ihm kontrolliert werden.
Wichtige Quellen #
- Romani A. Cellular magnesium homeostasis. Arch Biochem Biophys. 2011;512(1):1-23.
- Sullivan JF et al. Magnesium metabolism in chronic alcoholism. Ann NY Acad Sci. 1969;162(2):949–962.
- Spies CD et al. Therapy of alcohol withdrawal syndrome in intensive care unit patients. Alcohol Clin Exp Res. 1996;20(3):573–579.
- Rösner S et al. Behandlung des Alkoholentzugs. Nervenarzt. 2010;81:1157–1165.
- Schuchardt JP, Hahn A. Intestinal absorption and factors influencing bioavailability of magnesium—an update. Curr Nutr Food Sci. 2017;13(4):260–278.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) #
Warum haben Menschen mit Alkoholismus oft Magnesiummangel?
Alkohol steigert die Ausscheidung über die Nieren und verschlechtert die Aufnahme im Darm.
Oft kommt eine nährstoffarme Ernährung hinzu.
Dadurch sinken die Magnesiumspeicher und es treten Herzrhythmusstörungen, Muskelkrämpfe und neurologische Symptome häufiger auf.
Magnesium stabilisiert die kardiale Erregungsleitung und dämpft eine Überaktivierung der NMDA-Rezeptoren.Welche Rolle spielt Magnesium im Alkoholentzug?
Das kann Zittern, Krampfanfälle und Unruhe abmildern.
In schweren Fällen wird Magnesium unter ärztlicher Aufsicht auch intravenös gegeben und mit Thiamin kombiniert.
Organische Verbindungen werden meist besser aufgenommen, z. B. Magnesiumcitrat, -aspartat, -lactat und -glycinat.Welche Magnesiumverbindungen sind gut bioverfügbar?
Anorganische Formen wie Magnesiumoxid oder -hydroxid liefern zwar viel elementares Magnesium, werden jedoch schlechter resorbiert und führen häufiger zu Durchfall.
Ja. Magnesium ist Kofaktor für die Aktivierung von Thiamin zu Thiaminpyrophosphat.Gibt es eine Wechselwirkung zwischen Magnesium und Thiamin im Entzug?
Ohne ausreichendes Magnesium kann eine Thiamingabe weniger wirksam sein.
Darum achten Behandler im Entzug häufig auf beide Nährstoffe.
Die übliche Tageszufuhr liegt bei Erwachsenen bei etwa 300 bis 400 mg.Worauf sollte man bei der Einnahme von Magnesium achten?
Bei empfindlichem Darm sind geteilte Dosen und gut verträgliche Verbindungen sinnvoll.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist ärztliche Begleitung wichtig.
Treten Durchfälle auf, sollte die Dosis angepasst werden.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.