Warum eine MPU angeordnet wird #
Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, kurz MPU, ist ein Begutachtungsverfahren, das in Deutschland eingesetzt wird, wenn Zweifel an der Fahreignung bestehen. Sie soll klären, ob eine Person körperlich, geistig und charakterlich zuverlässig genug ist, um sicher am Straßenverkehr teilzunehmen. Die MPU ist keine Strafe, sondern eine Schutzmaßnahme. Ohne positives Gutachten kann die Fahrerlaubnis nicht neu erteilt werden.
Auslöser für eine MPU sind meistens Alkohol- oder Drogendelikte im Straßenverkehr. Auch wiederholte Geschwindigkeitsüberschreitungen, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Aggressionsdelikte oder ein hoher Punktestand in Flensburg können die Untersuchung notwendig machen. Bei Alkohol gilt als typische Schwelle ein gemessener Blutalkoholwert von 1,6 Promille oder mehr. Unterhalb dieser Grenze kann eine MPU ebenfalls angeordnet werden, wenn auffällige Umstände vorliegen, etwa wiederholte Trunkenheitsfahrten.
Medizinischer Teil der MPU #
Die MPU besteht aus drei Bausteinen. Der medizinische Teil erfasst den körperlichen Zustand und die gesundheitlichen Voraussetzungen zum sicheren Fahren. Dabei geht es nicht nur um Blutwerte, sondern auch um mögliche Erkrankungen, Medikamenteneinnahmen und um die Frage, ob riskante Konsummuster vorliegen. Bei Drogen- oder Alkoholdelikten gehören regelmäßige Urin- oder Haaranalysen dazu.
Psychologischer Teil der MPU #
Der psychologische Teil ist oft entscheidend. Hier prüfen Fachpsychologen, ob die Betroffenen ihr früheres Verhalten verstanden haben, ob sie ihre Motive reflektieren können und ob die Veränderungen stabil sind. Es geht nicht darum, sich zu entschuldigen, sondern plausibel zu erklären, wie es zu dem Fehlverhalten kam, was man daraus gelernt hat und welche konkreten Maßnahmen ergriffen wurden, damit es nicht wieder geschieht. Ein häufiger Grund für ein negatives Gutachten ist mangelnde Einsicht oder unrealistische Selbsteinschätzung.
Leistungs- und Reaktionstests #
Der dritte Bestandteil sind leistungspsychologische Tests, die Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit, Konzentration und Belastbarkeit messen. Diese Tests sollen sicherstellen, dass die Betroffenen auch unter Verkehrsstress zuverlässig reagieren können. Die Anforderungen sind für gesunde Erwachsene in der Regel gut zu bewältigen. Probleme entstehen meist erst, wenn starker Schlafmangel, Medikamente oder unverarbeiteter Stress hinzukommen.
Viele Menschen bereiten sich mit speziellen MPU-Kursen vor. Das ist nicht verpflichtend, aber in vielen Fällen sinnvoll. Besonders bei Alkoholproblemen reicht es nicht, im Gespräch zu versichern, künftig vorsichtiger zu sein. Die Gutachter erwarten nachvollziehbare Schritte wie Abstinenznachweise, Teilnahme an Beratungen oder ein strukturiertes Veränderungskonzept. Je nach Vorgeschichte kann eine dokumentierte Abstinenz von sechs oder zwölf Monaten gefordert werden.
Ein positives MPU-Gutachten ist mehrere Monate gültig und wird der Führerscheinstelle vorgelegt. Die Gutachter treffen keine endgültige Entscheidung über die Fahrerlaubnis, sie geben lediglich eine Empfehlung ab. Ein negatives Gutachten muss nicht abgegeben werden, führt aber faktisch zu einer erneuten Sperrfrist oder einer wiederholten MPU.
Die MPU hat den Ruf einer besonders schwierigen Hürde. Tatsächlich bestehen viele Betroffene die Untersuchung, wenn sie gut vorbereitet sind und ihr Verhalten nachvollziehbar geändert haben. Wer jedoch unvorbereitet hingeht oder versucht, den Gutachter zu beeindrucken, statt ehrlich zu reflektieren, riskiert ein negatives Ergebnis.
- Wird angeordnet, wenn Zweifel an der Fahreignung bestehen.
- Typische Gründe: Alkohol, Drogen, Punkte, wiederholte Verstöße.
- Besteht aus medizinischem Teil, Psychologie und Leistungstests.
- Abstinenznachweise oft Pflicht: sechs bis zwölf Monate.
- Kosten insgesamt: mehrere Hundert bis mehrere Tausend Euro möglich.
- Ohne positives Gutachten kein neuer Führerschein.
Kosten der MPU #
Ein wichtiger Punkt sind die Kosten. Die Gebühren variieren je nach Fragestellung und Delikt. Bei Alkohol liegen sie meist zwischen 600 und 800 Euro. Bei Drogen können sie höher sein, weil zusätzliche toxikologische Untersuchungen notwendig werden. Dazu kommen gegebenenfalls die Kosten für Abstinenznachweise, ärztliche Atteste oder Vorbereitungskurse. Insgesamt kann eine MPU mehrere Tausend Euro kosten, wenn alle Schritte zusammengezählt werden.
Ablauf und Dauer der MPU #
Ein weiterer Aspekt ist der zeitliche Ablauf. Nach der Auffälligkeit erhält die betroffene Person von der Führerscheinstelle die Aufforderung zur MPU. Danach muss eine amtlich anerkannte Begutachtungsstelle ausgewählt werden. Erst wenn alle Unterlagen vorliegen, wird ein Termin vergeben. Das eigentliche Untersuchungsgespräch dauert meist ein bis zwei Stunden, die Leistungstests etwa eine halbe Stunde. Die Gutachter entscheiden anschließend anhand aller Befunde. Das schriftliche Gutachten wird in der Regel nach ein bis zwei Wochen verschickt.
Große Bedeutung haben die Abstinenznachweise. Bei Alkohol sind häufig sechs oder zwölf Monate gefordert. Bei Drogen kann der Zeitraum länger sein, je nach Substanz. Die Nachweise müssen lückenlos sein und werden über zugelassene Labore erstellt. Ein verbreiteter Irrtum ist, dass „einfach weniger trinken“ ausreicht. Für viele Menschen mit Alkoholauffälligkeit verlangt die Behörde ausdrücklich vollständige Abstinenz.
Häufige Fehler vor der MPU #
Typische Fehler vor der MPU sind fehlende Vorbereitung, das Einüben auswendig gelernter Sätze oder der Versuch, Probleme herunterzuspielen. Gutachter erkennen unklare oder widersprüchliche Angaben sehr schnell. Erfolgreich bestehen vor allem diejenigen, die ihr Verhalten nachvollziehbar reflektiert haben und glaubhaft erläutern können, wie es zu stabilen Veränderungen gekommen ist. Dazu gehören oft konkrete Alltagsschritte, neue Routinen, unterstützende Beratungen oder therapeutische Gespräche.
Ein weiterer Irrtum betrifft die Annahme, dass bestimmte Untersuchungsstellen „strenger“ oder „lockerer“ seien. Die Begutachtung unterliegt gesetzlichen Standards. Unterschiede gibt es eher im Umgangston oder in der Beratungsqualität vor Ort. Rechtlich relevant ist allein der Inhalt des Gutachtens, nicht die subjektive Wahrnehmung des Gesprächs.
Was passiert bei einem negativen MPU-Gutachten? #
Schließlich ist wichtig zu wissen, dass ein negatives Gutachten nicht zwingend abgegeben werden muss. Die Betroffenen können entscheiden, ob sie es einreichen oder nicht. Wird es nicht eingereicht, gilt die MPU als nicht bestanden. In der Folge kann die Führerscheinstelle weitere Voraussetzungen festlegen oder einen neuen MPU-Termin verlangen. Viele Betroffene nutzen die Zeit, um sich besser vorzubereiten oder ihre Abstinenznachweise zu verlängern.
Häufige Fragen zur MPU #
Eine MPU wird angeordnet, wenn die Fahrerlaubnisbehörde Zweifel an der Fahreignung hat. Häufige Gründe sind Alkohol- und Drogendelikte, ein hoher Punktestand in Flensburg oder wiederholte schwere Verkehrsverstöße.Wann wird eine MPU angeordnet?
Zwischen Auffälligkeit und MPU vergehen oft mehrere Monate. Die Vorbereitung – besonders bei erforderlicher Abstinenz – dauert meist sechs bis zwölf Monate. Die Untersuchung selbst dauert rund zwei Stunden, das Gutachten kommt nach ein bis zwei Wochen.Wie lange dauern Vorbereitung und Durchführung?
Bei Alkoholdelikten sind häufig sechs oder zwölf Monate Abstinenznachweise vorgeschrieben. Bei Drogen kann die Dauer länger sein. Die Nachweise müssen lückenlos und von anerkannten Laboren erstellt werden.Brauche ich Abstinenznachweise?
Viele Betroffene scheitern ohne Vorbereitung, weil Einsicht, Verhaltensänderung und ein nachvollziehbarer Plan für die Zukunft fehlen. Gutachter erkennen eingeübte Floskeln oder Bagatellisierungen sofort.Kann ich die MPU ohne Vorbereitung bestehen?
Die MPU selbst kostet je nach Fragestellung zwischen etwa 600 und 1.000 Euro. Hinzu kommen mögliche Kosten für Abstinenznachweise, ärztliche Atteste und Vorbereitungskurse.Was kostet die MPU?
Nein. Das Gutachten wird der Führerscheinstelle vorgelegt. Diese entscheidet anschließend über die Neuerteilung. Je nach Bundesland und Aktenlage kann das einige Wochen dauern.Bekomme ich meinen Führerschein sofort zurück?
Nein. Niemand ist verpflichtet, ein negatives Gutachten einzureichen. Wird es nicht abgegeben, gilt die MPU jedoch als nicht bestanden und es wird eine erneute Begutachtung erforderlich.Muss ich ein negatives Gutachten abgeben?
Die Begutachtung folgt klaren gesetzlichen Standards. Unterschiede gibt es eher im Umgangston oder in der Beratung, nicht in der Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses.Sind manche Untersuchungsstellen strenger als andere?
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.