Die NESARC-Studie ist eine der größten bevölkerungsbasierten Untersuchungen zu Alkoholgebrauch und psychischen Störungen in den USA. Sie wurde vom ameroikanischen National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) initiiert und in mehreren Phasen durchgeführt, um Häufigkeit, Verlauf und Komorbidität von Alkoholstörungen zu erfassen.
Die erste Erhebung (NESARC I) fand 2001–2002 statt und umfasste über 43.000 Erwachsene. Sie zeigte, dass rund 30 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens Kriterien einer Alkoholgebrauchsstörung erfüllen. Die Mehrheit dieser Betroffenen berichtete jedoch nur eine begrenzte Episode von meist drei bis vier Jahren Dauer und erreichte anschließend eine stabile Remission – häufig ohne Therapie.
Die Folgestudie NESARC III (2012–2013) bestätigte diese Befunde und dokumentierte zugleich den Anstieg leichter und moderater Formen. Sie legte nahe, dass Alkoholabhängigkeit kein homogenes, chronisch-progredientes Krankheitsbild ist, sondern ein breites Spektrum mit variablen Schweregraden und Verläufen.
Die Ergebnisse der NESARC-Reihe widersprechen damit dem klassischen Jellinek-Modell des unumkehrbaren Kontrollverlusts und unterstützen moderne Konzepte, wie sie etwa Mark Willenbring vertritt. Sie waren zudem Grundlage für die Neufassung der Diagnosekriterien im DSM-5, das Alkoholabhängigkeit heute als Alcohol Use Disorder mit abgestuften Schweregraden beschreibt.
Die NESARC-Studie (National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions) ist eine groß angelegte Bevölkerungsstudie des NIAAA. Sie untersucht Häufigkeit, Verlauf und Begleiterkrankungen von Alkoholstörungen in den USA.Was ist die NESARC-Studie?
Sie ergab, dass rund 30 % der Erwachsenen im Lauf ihres Lebens eine Alkoholgebrauchsstörung entwickeln. Die meisten Betroffenen hatten nur eine begrenzte Episode und erreichten später Remission – oft ohne formale Therapie.Was zeigte die NESARC-Studie über Alkoholabhängigkeit?
NESARC III (2012–2013) bestätigte die früheren Ergebnisse und zeigte, dass Alkoholabhängigkeit ein Spektrum unterschiedlicher Schweregrade ist. Leichte und mittlere Formen nehmen zu, schwere chronische Verläufe sind seltener.Was unterscheidet die NESARC-III-Erhebung von der ersten Studie?
Ihre Ergebnisse beeinflussten die Entwicklung des DSM-5. Dort wird Alkoholabhängigkeit nicht mehr als eigene Krankheit, sondern als „Alcohol Use Disorder“ mit drei Schweregraden beschrieben.Welche Bedeutung hat die NESARC-Studie für die moderne Diagnostik?
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.