Phenylalanin ist eine essentielle Aminosäure, aus der der Körper Eiweiße aufbaut. Es ist dem Alanin ähnlich und muss über die Nahrung zugeführt werden.
Phenylalanin ist die Vorstufe der Aminosäure Tyrosin. Aus dieser werden wiederum verschiedene Katecholamine (zB Adrenalin, Noradrenalin), Hormone und Neurotransmitter (Nervenbotenstoffe) wie beispielsweise Dopamin gebildet. Fehlt dem Körper Phenylalanin, kommt es zu vielschichtigen Krankheitsbildern. Durch fehlende Hormone kann es unter anderem zu Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und Pigmentstörungen kommen.
Phenylalanin im Alltag #
- Nahrungsquellen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Soja und Nüsse sind reich an Phenylalanin.
- Stoffwechselstörungen: Eine angeborene Störung im Phenylalaninstoffwechsel ist die Phenylketonurie (PKU). Dabei kann der Körper Phenylalanin nicht richtig abbauen, was unbehandelt zu schweren geistigen Entwicklungsstörungen führt.
Phenylalanin und Alkohol #
Alkohol beeinflusst den Stoffwechsel von Aminosäuren – und damit auch den von Phenylalanin. Durch chronischen Konsum kommt es häufig zu Ungleichgewichten im Katecholamin-Stoffwechsel: Dopamin- und Noradrenalin-Systeme geraten aus dem Lot, was Stimmungsschwankungen, Antriebsarmut und depressive Symptome verstärken kann.
Außerdem verschlechtert Alkohol die Nährstoffaufnahme im Darm und die Verarbeitung in der Leber, sodass ein latenter Mangel an essentiellen Aminosäuren wahrscheinlicher wird. Da Phenylalanin am Beginn der Synthese wichtiger Botenstoffe steht, kann dieser Mangel gravierende Folgen für das Gehirn haben.
Fazit #
Phenylalanin ist weit mehr als ein Baustein für Proteine: Es ist die Grundlage für zentrale Hormone und Neurotransmitter. Ohne ausreichende Versorgung geraten Stimmung, Antrieb und Energiehaushalt ins Wanken. Alkohol verstärkt dieses Risiko, indem er Aufnahme und Verarbeitung von Phenylalanin stört und die empfindliche Balance im Neurotransmittersystem verschiebt.
Phenylalanin → Tyrosin → Katecholamine
Syntheseweg #
- Phenylalanin (essentielle Aminosäure)
- ⟶ Tyrosin (Vorstufe)
- ⟶ DOPA
- ⟶ Dopamin
- ⟶ Noradrenalin
- ⟶ Adrenalin
Nebenwege: aus Tyrosin entstehen auch Schilddrüsenhormone und Melanin.
Einfluss von Alkohol #
- Aufnahme/Leber: gestörte Resorption & Verarbeitung essentieller Aminosäuren.
- Neurochemie: Dysbalance in Dopamin/Noradrenalin (Stimmung, Antrieb, Stress).
- Mehrbedarf: erhöhter Vitamin-B-Bedarf (Cofaktoren der Synthesewege).
- Folgen: Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Craving-Schwankungen.
Praxis: eiweißreiche Kost + stabile B-Vitamin-Versorgung unterstützen die Regeneration.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.