Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein farb- und geruchloser, kristalliner, gut wasserlöslicher Feststoff mit saurem Geschmack. Vitamin C erfüllt im Körper viele wichtige Funktionen. Sein Name ist abgeleitet von lateinischen “scorbutus”, dem man zu Verneinung ein “a-” davorgesetzt hat – die antiskorbutische Säure. Denn die besonders früher unter Seefahrern gefürchtete Erkrankung Skorbut wird durch ausreichende Mengen an Vitamin C verhütet. Eine ausführliche Beschreibung des Wissenschafts-Krimis um die Entdeckung des Vitamin C als Gegenmittel für den Skorbut finden Sie im Buch Alkohol adé.
Heute gilt Skorbut in unseren Breiten als ausgerottet – möglicherweise aber zu Unrecht. “Die Effekte eines Vitamin C-Mangels betreffen Millionen weltweit”, schreiben schwedische Forscher – besonders betroffen davon: Alkoholiker. Denn Alkohol schwemmt Vitamin C aus dem Körper. Darüber hinaus verhindert Alkohol, dass Vitamin C in die Körperzellen hinein kommt, also dorthin, wo es seine Wirkung überhaupt entfalten kann.
Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass genau hier wahrscheinlich der Grund dafür liegt, dass Alkoholiker so häufig an Bauchspeicheldrüsenentzündungen erkranken. Und 2016 schafften es australische Diabetiker in die Schlagzeilen. Bei ihnen wurde Skorbut diagnostiziert.
Im British Medical Journal erschien kürzlich zum Vitamin C der Aufruf: “Call for Action!“. Zu klar sei der Nutzen des Vitamins für die Betroffenen – bei so geringen Kosten. Das Problem: Da die meisten Mediziner der Meinung sind, Skorbut sei aus der westlichen Welt verschwunden, guckt auch keiner mehr danach. Medizinstudenten lernen das Krankheitsbild an der Uni praktisch nicht mehr kennen.
Die detaillierten Symptome, was das besonders für Alkoholiker bedeutet und wie man gegensteuert erfahren Sie im Buch Alkohol adé.
Vitamin C ist so etwas wie ein Universal-Katalysator, ein überall benötigter Schmierstoff. Es begleitet chemische Reaktionen im Körper und entschärft unliebsame oder gefährliche Nebenprodukte. Wie wichtig Vitamin C ist, zeigt sich schon daran, wo es im Körper nach der Nebenniere am meisten zu finden ist: Im Gehirn.
Danach kommen andere lebenswichtige Organe, in denen die Chemie kocht. Leber und Nieren beispielsweise. Deshalb ist Vitamin C beim Alkoholausstieg auch so wichtig: Der Körper muss kräftig entgiften und der Stoffwechsel wieder in Schwung kommen. Es gibt Berichte, dass ein Entzug mit Vitamin C deutlich einfacher ist.
Alkohol & Vitamin C – Risiko trotz Ernährung
Auch wer sich eigentlich vitaminreich ernährt, kann bei hohem Alkoholkonsum in einen Vitamin-C-Mangel rutschen.
- Ausschwemmung: Alkohol beschleunigt die Ausscheidung von Vitamin C über die Nieren.
- Blockade: Alkohol hemmt den Transport von Vitamin C in die Zellen, wo es gebraucht wird.
- Folge: Geschwächtes Immunsystem, schlechte Wundheilung, höheres Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Merke: Alkohol kann selbst bei guter Ernährung zu einem funktionellen Vitamin-C-Mangel führen.
Vitamin C ist außerdem unentbehrlich für die Kollagenbildung – das Grundgerüst von Bindegewebe, Knochen, Haut und Blutgefäßen. Ein Mangel führt daher nicht nur zu Zahnfleischbluten und Hautproblemen wie beim klassischen Skorbut, sondern schwächt auch Gefäße und Organe.
Für Alkoholiker bedeutet das: Neben der Belastung durch oxidativen Stress – gegen den Vitamin C normalerweise als starkes Antioxidans schützt – kommt die Gefahr von Gefäßschäden und geschwächter Wundheilung. Gerade in der frühen Abstinenzphase, wenn der Körper regenerieren muss, ist Vitamin C deshalb besonders wertvoll.
Da Vitamin C wasserlöslich ist, kann es nicht im Körper gespeichert werden. Eine regelmäßige Zufuhr ist notwendig. Eine Überdosierung ist kaum möglich. Überschüssiges Vitamin C wird mit dem Urin ausgeschieden, in sehr hohen Mengen kann es zu Durchfall auslösen.
Welche Vitamin-C-Supplemente sind besser verträglich?
- Ascorbinsäure pur: günstig, aber in höheren Dosen oft Durchfall & Bauchgrummeln.
- Pufferformen (z. B. Calciumascorbat, Natriumascorbat): magenfreundlicher, besser verträglich.
- Liposomales Vitamin C: bessere Aufnahme, meist ohne Magenprobleme, aber teurer.
- Naturbasierte Präparate (z. B. Acerola, Camu Camu): enthalten zusätzlich Bioflavonoide, die die Verträglichkeit verbessern sollen.
Hinweis: Wer empfindlich reagiert, sollte lieber mehrmals kleinere Mengen einnehmen statt einer großen Dosis auf einmal.
Vitamin-C-reiche Lebensmittel
- Paprika (besonders rot und gelb)
- Zitrusfrüchte (Orangen, Zitronen, Grapefruit)
- Beeren (Schwarze Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren)
- Kohlarten (Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl)
- Kiwis, Hagebutten, Sanddorn
Hinweis: Vitamin C ist hitzeempfindlich – frisch und schonend zubereitet liefert es am meisten.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.