Das Strachan-Syndrom ist selten. Nach heutigem Forschungsstand ist es eine Mangelkrankheit, vor allem hervorgerufen durch Unterversorgung mit Vitamin B1 (Thiamin). Daneben fehlen auch essentielle Aminosäuren und Vitamin B12, beides auch bei Alkoholikern häufig zu beobachten – aber zumeist tritt diese Erkrankung nur in einigen Gebieten Afrikas und Asiens auf.
Bei der Erkrankung wird der Sehnerv zerstört. Gleichzeitig werden Nervenstörungen (Polyneuropathie), Hörstörungen, Schwindel und Hauterscheinungen beobachtet.
Symptome #
Charakteristisch ist die Kombination mehrerer neurologischer und sensorischer Störungen:
- Sehnervschädigung (Optikusatrophie) → schleichender Verlust des Sehvermögens
- Polyneuropathie → Taubheit, Kribbeln, Schmerzen und Muskelschwäche in Armen und Beinen
- Hörstörungen und Schwindel
- Hautveränderungen, teils mit Hyperpigmentierungen oder Dermatitis
Die Symptome entstehen, weil ohne Thiamin und bestimmte Aminosäuren der Energie- und Nervenzellstoffwechsel nicht funktioniert. Nervenzellen reagieren besonders empfindlich auf diesen Mangel und gehen nach und nach zugrunde.
Strachan-Syndrom und Alkohol #
Obwohl die Erkrankung klassisch in unterversorgten Regionen Afrikas und Asiens beschrieben wurde, ist der Mechanismus auch für Alkoholkranke relevant:
- Alkohol hemmt die Aufnahme von Vitamin B1 und B12 im Darm und blockiert ihre Speicherung in der Leber.
- Gleichzeitig geht durch einseitige Ernährung oft die Zufuhr essentieller Aminosäuren verloren.
- Die Folge ist ein ähnliches Muster an Nerven- und Augenschäden, wenn auch meist nicht als „Strachan-Syndrom“ bezeichnet, sondern als Polyneuropathie oder Wernicke-Korsakoff-Syndrom.
Therapie #
Entscheidend ist die frühe Substitution von Thiamin (Vitamin B1) und anderen fehlenden Nährstoffen (Aminosäuren, Vitamin B12). Je früher der Mangel erkannt wird, desto besser können sich Nervenschäden zurückbilden. Bei fortgeschrittenem Verlauf bleibt die Schädigung des Sehnervs jedoch oft bestehen.
Strachan-Syndrom – Symptome auf einen Blick
- Sehnervschädigung – schleichender Sehverlust bis zur Blindheit
- Polyneuropathie – Taubheit, Kribbeln, Muskelschwäche
- Hörstörungen – Einschränkung des Hörvermögens
- Schwindel – Gleichgewichtsstörungen, Unsicherheit
- Hautveränderungen – Pigmentstörungen, Dermatitis
Merke: Ursache ist meist ein Thiamin-Mangel, oft kombiniert mit Vitamin B12- und Aminosäuren-Defizit.
Strachan-Syndrom vs. Wernicke-Korsakoff
| Aspekt | Strachan-Syndrom | Wernicke-Korsakoff |
|---|---|---|
| Ursache | Thiaminmangel + Aminosäuren/B12-Mangel | Thiaminmangel (meist durch Alkoholismus) |
| Region | Selten, v. a. Afrika & Asien (Mangelernährung) | V. a. westliche Länder, Alkoholabhängige |
| Hauptsymptome | Sehnervschädigung, Polyneuropathie, Hörstörungen, Schwindel, Hautveränderungen | Akut: Wernicke-Enzephalopathie (Verwirrtheit, Ataxie, Augenmuskellähmung) Chronisch: Korsakoff-Amnesie, Konfabulationen |
| Folgen | Dauerhafte Seh- und Nervenschäden bei Spätdiagnose | Irreversible Gedächtnisstörung, Demenz-ähnliches Bild |
| Therapie | Vitamin B1 + B12 + Eiweißzufuhr | Hochdosiertes Vitamin B1 (sofort), Alkoholabstinenz |
Gemeinsamer Nenner: beide Erkrankungen beruhen auf Vitamin-B1-Mangel – Unterschiede zeigen sich in Auslöser, Symptombild und typischer Patientengruppe.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.