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Vitamin B6 / Pyridoxalphosphat

Vitamin B6 ist eine Sammelbezeichnung für Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal. Der Körper baut aus dem Vitamin B6 das so genannte P5P (Pyridoxalphosphat,). Das ist die chemisch aktive Form des Vitamins. P5P wiederum braucht der Körper für über 100 Stoffwechselvorgänge – ohne P5P kein ordentlicher Fettstoffwechsel und keine ordentliche Zuckerverbrennung. Ohne P5P kann der Körper auch keine Aminosäuren auf- und umbauen. Ohne Vitamin B6 klappt ergo auch die Produktion von Nervenbotenstoffen wie Serotonin, Dopamin oder GABA nicht richtig.

Pyridoxalphosphat spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Stoffwechselprozessen und wirkt als Kofaktor in über 100 bis 180 enzymatischen Reaktionen. Zu den wichtigsten physiologischen Funktionen gehören:

  • Aminosäurestoffwechsel: P5P ist essenziell für die Transaminierung (Umwandlung von Aminosäuren), Dekarboxylierung und andere Abbauprozesse, die für die Proteinverwertung und den Stickstoffhaushalt notwendig sind.
  • Synthese von Neurotransmittern: Es unterstützt die Bildung von Botenstoffen wie Serotonin (aus Tryptophan), GABA (aus Glutamat), Dopamin und Noradrenalin, was die Nervenfunktion und Stimmung reguliert.
  • Hämoglobin- und Häm-Synthese: Beteiligt an der Produktion von δ-Aminolävulasäure, einem Vorläufer von Häm, das für den Sauerstofftransport im Blut entscheidend ist.
  • Weitere Prozesse: Es fördert den Glykogenabbau (Energiegewinnung aus Kohlenhydraten), unterstützt die Immunfunktion, die Blutgerinnung und den Homocysteinabbau (zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen).

Alkoholikern fehlt das B6 besonders häufig. Zudem verhindert Alkohol auch, dass der Körper das vorhandene Vitamin B6 in die aktive Form P5P umwandeln kann.

Das Vitamin B6 ist außerdem auch noch dafür zuständig, dass der Körper ausreichend Magensäure produzieren kann. Fehlt B6 und deshalb die Magensäure, wird die Nahrung im Magen nicht mehr richtig zersetzt und gelangt nicht ausreichend vorverdaut in den Darm. Das schafft dort Probleme. Hinzu kommt: Wer zu wenig Magensäure hat (etwa durch einen Vitamin B6-Mangel) kann das enorm wichtige Vitamin B12 nicht aus der Nahrung aufnehmen.

Mangelsymptome können sein:

  • Appetitverlust, Durchfall und Erbrechen
  • Dermatitis, Wachstumsstörungen und Anämien
  • Degeneration der peripheren Nerven mit Paralyse und afferenter Ataxie, das heißt, Wahrnehmungen des Körpers werden nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet, sodass dieses die Bewegungsabläufe des Körpers nicht mehr richtig steuern kann
  • Krampfzustände in unregelmäßigen Abständen
  • Störung der Synthese des roten Blutfarbstoffes
  • Seborrhoe-ähnliche Zerstörungen um Augen, Nase und Mund (Überproduktion von Hautfetten durch die Talgdrüsen)
  • Mundwinkelentzündung und Entzündungen der Zunge
  • Angststörungen
  • Schlafstörungen (frühes Erwachen, Durchschlafstörungen)
  • Missempfindungen, Muskelzuckungen

Vitamin B6 im Alkoholstoffwechsel #

Vitamin B6 nimmt eine Doppelfunktion im Alkoholstoffwechsel ein: Einerseits wird es dringend gebraucht, um Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA herzustellen – die genau bei Alkoholikern oft entgleisen. Andererseits blockiert Alkohol gleich an zwei Stellen: Er verhindert die Umwandlung von Vitamin B6 in die aktive Form P5P und schwächt zusätzlich die Speicherung in der Leber. Das erklärt, warum B6-Mangel bei Alkoholkranken besonders häufig ist.

Besonders wichtig: Über die Verbindung zur Magensäureproduktion beeinflusst Vitamin B6 auch die Aufnahme anderer Nährstoffe – insbesondere von Vitamin B12. Ein B6-Mangel kann also indirekt die Tür zu weiteren Mangelerkrankungen öffnen, von Blutarmut bis zu neurologischen Schäden.

Wann wird P5P substituiert? #

Die Substitution von P5P (oder Vitamin B6 insgesamt) erfolgt primär bei diagnostiziertem Mangel oder erhöhtem Bedarf, da der Körper es nicht speichern kann und tägliche Zufuhr notwendig ist. Der empfohlene Tagesbedarf liegt bei Erwachsenen bei 1,2–1,6 mg, steigt aber in bestimmten Situationen. Häufige Indikationen sind:

  • Mangelzustände durch Malabsorption oder Lebensstil: Bei chronischem Alkoholkonsum, Morbus Crohn, Zöliakie oder unzureichender Ernährung (z. B. bei Veganern oder Älteren).
  • Erhöhter Bedarf: In der Schwangerschaft (bis 1,9 mg/Tag zur Vorbeugung von Übelkeit und Neuralrohrdefekten), Stillzeit, bei proteinreicher Ernährung (z. B. Bodybuilder) oder Einnahme der Antibabypille.
  • Medikamenteninduzierter Mangel: Zur Prävention von Polyneuropathien bei Therapien mit Isoniazid (Tuberkulose, 50–100 mg/Tag), Hydralazin (Bluthochdruck) oder Penicillamin (Rheuma).
  • Spezifische Erkrankungen: Bei seltenen Stoffwechselstörungen wie Homocystinurie, Cystathioninurie oder Hyperoxalurie Typ I (Dosen bis 1000 mg/Tag); auch bei PNPO-Mangel-bedingter Epilepsie bei Säuglingen.
  • Präventiv: Gegen Schwangerschaftsübelkeit in Kombination mit Doxylamin.

Die Substitution erfolgt meist oral als Nahrungsergänzung (z. B. 5–50 mg/Tag), bei schweren Fällen intravenös. Vorab sollte idealerweise ein Bluttest (PLP-Spiegel) den Mangel bestätigen, um Überdosierungen zu vermeiden.

Warum wird manchen trotz vollem Magen schlecht davon? #

P5P gilt als besonders magenverträglich, da es die bereits aktivierte Form von Vitamin B6 ist und weniger Reizungen verursacht als die inaktive Pyridoxin-Form, die im Körper umgewandelt werden muss. Dennoch berichten einige Personen von Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen – auch bei Einnahme mit vollem Magen. Mögliche Gründe sind:

  • Hohe Dosierungen: Bei Dosen über 50–200 mg/Tag können gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit oder Magenschmerzen auftreten, unabhängig vom Mageninhalt, da Vitamin B6 wasserlöslich ist und schnell resorbiert wird. Dies betrifft vor allem sensible Personen oder bei langfristiger Überdosierung.
  • Individuelle Empfindlichkeit: Manche reagieren auf die bittere Geschmacksnote oder die Phosphat-Komponente mit Reizung der Magenschleimhaut, was trotz Nahrung anhält. Eine Studie zu Vitamin B6 zeigt, dass Tabletten generell Magenschmerzen auslösen können, wenn nicht optimal formuliert.
  • Wechselwirkungen oder Mangel-Symptome: Übelkeit tritt paradoxerweise öfter bei zu niedrigen Spiegeln auf (Mangel-Symptom), aber bei rascher Korrektur kann ein vorübergehender “Rebound-Effekt” entstehen. Auch Kombinationen mit anderen Nährstoffen (z. B. Zink bei HPU-Therapie) können die Verträglichkeit beeinflussen.

Tipp: Beginnen Sie mit niedrigen Dosen und nehmen Sie es immer zu Mahlzeiten ein. Bei anhaltenden Beschwerden einen Arzt konsultieren, da dies auf zugrunde liegende Magenprobleme (z. B. Reflux) hindeuten könnte.


👉 Kurz gesagt: Vitamin B6 ist ein zentraler Knotenpunkt im Stoffwechsel – fehlt es, geraten gleich mehrere Systeme aus dem Lot: Energiehaushalt, Neurotransmitter, Verdauung. Bei Alkoholikern ist dieser Engpass fast schon vorprogrammiert.

Vitamin B6 & Alkohol – Drei Folgen im Körper

  • Neurotransmitter: Weniger aktives P5P → gestörte Bildung von Serotonin, Dopamin, GABA → Stimmung & Schlaf leiden.
  • Magensäure & B12: B6-Mangel ↓ Magensäure → B12 wird schlechter aus der Nahrung gelöst/aufgenommen.
  • Nerven: Erhöhtes Risiko für Polyneuropathie, Missempfindungen, Muskelzuckungen.

Merke: Alkohol hemmt die Aktivierung zu P5P und leert Speicher – ein kleiner Mangel mit großen Folgen.


Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Dr. med. Bernd Guzek #

Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé

Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.


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