Triiodthyronin (T3) ist eines der beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone. Es wird teilweise direkt in der Schilddrüse gebildet, überwiegend entsteht es aber durch eine aus der Aminosäure Tyrosin, wozu Selen benötigt wird. Diese Produktion findet zu einem großen Teil in der Leber statt, weshalb bei Alkoholikern auf dem Umweg über die Leber-Belastung auch die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt sein kann.
T3 ist insgesamt deutlich wirksamer als Thyroxin (T4), insbesondere an Rezeptoren des Herz-Kreislauf-Systems. Die Aktivität ist etwa drei- bis fünfmal höher als die des T4. Wichtigste Wirkungen von T3:
- Steigerung des zellulären Energiestoffwechsels (Mitochondrien, Wärmebildung, Grundumsatz).
- Herz-Kreislauf: höhere Herzfrequenz/-kraft, verbesserte Gefäßweite und Durchblutung.
- Kohlenhydrat- & Fettstoffwechsel: schnellere Glukoseverwertung, Lipolyse, LDL-Abbau.
- Endokrines System: moduliert u. a. Insulinsekretion und -wirkung sowie die Freisetzung von Wachstumshormon (STH).
- ZNS/Psyche: Antrieb, Wachheit, Stimmung, kognitive Geschwindigkeit.
Alkohol & Schilddrüse (T3) #
Die Leber spielt für die Schilddrüsenfunktion eine zentrale Rolle, die oft unterschätzt wird. Zwar produziert die Schilddrüse selbst hauptsächlich Thyroxin (T4), doch erst in der Leber wird der größte Teil davon in das aktive Triiodthyronin (T3) umgewandelt. Ohne diese Umwandlung bleibt der Stoffwechsel gedrosselt – Energie, Stimmung und Kreislauf leiden. Wird die Leber durch Alkohol oder andere Belastungen geschädigt, gerät dieser entscheidende Schritt ins Stocken.
Wussten Sie schon?
Die Leber ist entscheidend für die Schilddrüsenfunktion: Sie wandelt das in der Schilddrüse gebildete T4 in das aktive T3 um. Wird die Leber durch Alkohol oder andere Belastungen geschädigt, gerät dieser Schritt ins Stocken – mit Folgen für Energie, Kreislauf und Stimmung.
- Leber-Umwandlung gedrosselt: Chronische Alkoholzufuhr schädigt die Leber → weniger T4→T3, teils erhöhtes rT3 („Low-T3-Syndrom“).
- Selenmangel häufig: Alkoholiker haben öfter niedrige Selenstatus → Deiodinasen arbeiten schlechter.
- Klinische Folge: Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Bradykardie, depressive Stimmung – Symptome können Abstinenzphase belasten und mit Entzug/Depression verwechselt werden.
- Laborhinweis: Muster bei Umwandlungsstörung oft normales fT4, niedriges fT3, TSH normal/leicht erhöht, rT3 erhöht.
Praxis #
Ernährung (Eiweiß, Jod, Selen) und Leberregeneration fördern die T3-Aktivierung; Medikamente/Entzündungen beachten, die die Deiodierung hemmen können.
Bei Alkoholproblemen: Leberwerte, fT3/fT4/TSH und Selenstatus mitdenken.
Alkohol & T3-Aktivierung
- Leberbelastung: weniger Umwandlung T4 → T3, stattdessen mehr rT3 („Low-T3-Syndrom“)
- Selenmangel: schwächere Aktivität der Deiodinasen, weniger aktives T3
- Folge: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Stimmung, Kältegefühl
- Laborbild: fT4 normal, fT3 erniedrigt, rT3 erhöht, TSH normal/leicht hoch
Merke: Chronischer Alkohol schwächt die Aktivierung von Schilddrüsenhormonen – mit spürbaren Folgen für Energie und Stimmung.
Mehr Informationen: Buch Alkohol adé
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.