Vitamin E (Tocopherol) ist ein Bestandteil aller Zellwände. Es wirkt dort als Redoxsystem, das heißt, es schützt empfindliche Stoffe, z.B. mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Lipoproteine, Thiolgruppen vor einer Zerstörung durch freie Radikale wie Sauerstoff. Dabei wird Tocopherol selbst oxidiert. Durch Ascorbinsäure (Vitamin C) kann Tocopherol wieder regeneriert werden. Es wird in der Leber gespeichert.
Vitamin E wird auschließlich von Pflanzen synthetisiert und muss mit der Nahrung zugeführt werden. Die besten Lieferanten sind pflanzliche Öle wie Sanddornfruchtfleischöl, Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl und Olivenöl.
Zu den Symptomen eines Vitamin-E-Mangels gehören:
- Neuropathien (Störungen von Nerven)
- Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination)
- Hämolytische Anämie, Blutarmut mit Zerstörung von Blutzellen
- Myopathien, Muskelerkrankungen
- Retinopathie, Erkrankungen der Netzhaut des Auges
- Beeinträchtigungen der Immunantwort
Vitamin E ist ein zentrales Antioxidans des Körpers. Seine Aufgabe: Zellmembranen, Fette und Eiweiße vor Angriffen durch freie Radikale zu schützen. Genau hier entsteht ein enger Bezug zum Alkohol: Beim Abbau in der Leber entstehen besonders viele reaktive Sauerstoffverbindungen. Ist Vitamin E knapp, können diese Radikale ungehindert Zellen und Gewebe schädigen – vor allem in Leber, Nerven und Gefäßen.
Zusätzlich gilt: Vitamin E und Vitamin C arbeiten Hand in Hand. Wird Vitamin E selbst oxidiert, kann es durch Ascorbinsäure (Vitamin C) wieder regeneriert werden. Fehlt eines der beiden Vitamine, sinkt die Schutzwirkung beider. Für Alkoholiker bedeutet das: Ein doppelter Mangel ist häufig – und besonders problematisch für die Abwehrkräfte und die Regeneration von Nervenzellen.
Gute Quellen für Vitamin E sind vor allem pflanzliche Öle (Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl), aber auch Nüsse, Samen und grünes Blattgemüse. Da Vitamin E fettlöslich ist, verbessert eine Mahlzeit mit gesunden Fetten die Aufnahme.
Vitamin E und Alkoholismus #
- Oxidativer Stress durch Alkoholabbau
- Beim Abbau von Ethanol in der Leber entstehen Acetaldehyd und reaktive Sauerstoffspezies (ROS).
- Vitamin E ist das wichtigste fettlösliche Antioxidans in Zellmembranen und schützt genau vor diesen ROS.
- Fehlt es, können Zellmembranen von Leberzellen, Nervenzellen und Immunzellen schneller geschädigt werden.
- Leber als Vitamin-E-Speicher
- Vitamin E wird überwiegend in der Leber gespeichert.
- Alkohol belastet die Leber massiv, Speicher werden schneller abgebaut und schlechter wieder aufgefüllt.
- Folge: Auch wenn genug Vitamin E in der Nahrung ist, haben Alkoholiker oft funktionelle Mangelzustände.
- Verstärkte Gefäß- und Nervenschäden
- Vitamin-E-Mangel verstärkt die bei Alkoholikern häufigen Neuropathien und Gefäßprobleme, weil oxidativer Stress ungebremst wirkt.
- Zusammen mit einem Vitamin-C-Mangel ergibt sich ein besonders kritisches Defizit-Doppel.
- Immunsystem
- Vitamin E stärkt die Immunabwehr. Alkohol schwächt diese ohnehin – ein Mangel verstärkt Infektanfälligkeit und verzögert Heilungsprozesse zusätzlich.
Vitamin E & Alkohol – doppelte Belastung
- Oxidativer Stress: Alkoholabbau erzeugt freie Radikale, die ohne Vitamin E ungebremst Zellen schädigen.
- Leber-Speicher: Alkohol schwächt die Leber – Vitamin-E-Reserven leeren sich schneller und werden schlechter aufgefüllt.
- Nerven & Gefäße: Mangel verstärkt typische Alkohol-Folgen wie Neuropathien und Gefäßprobleme.
- Immunsystem: Alkohol schwächt die Abwehr, Vitamin-E-Mangel macht sie noch anfälliger.
Merke: Alkohol zerstört Vitamin-E-Schutz gleich zweifach – durch Mehrverbrauch und geschwächte Speicher.
Vitamin-E-reiche Lebensmittel
- Pflanzliche Öle (Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl)
- Nüsse (Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse)
- Samen (Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne)
- Grünes Blattgemüse (Spinat, Mangold, Grünkohl)
- Vollkornprodukte
Hinweis: Vitamin E ist fettlöslich – die Aufnahme verbessert sich, wenn Lebensmittel oder Supplemente zusammen mit etwas Fett verzehrt werden.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.