Melatonin ist ein Hormon, das der Körper aus Serotonin produziert. Es ist ein Neurotransmitter.
Das Hormon steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers. Melatonin wird fast ausschließlich nachts produziert, Tageslicht hemmt die Melatoninsynthese. Es durchdringt die Blut-Hirn-Schranke.
Alkoholkonsum führt dazu, dass das Stresshormon Kortisol nicht gedämpft wird. Kortisol blockiert in der Folge die Produktion des Schlafhormones Melatonin, das dafür sorgt, dass wir zwischen den einzelnen Schlafphasen nicht aufwachen.
Melatonin steht im Mittelpunkt intensiver Forschungen. Melatonin ist ein leistungsfähiger Radikalfänger und ein Antioxidationsmittel mit breitem Wirkungsspektrum. Die antioxidative Wirkung von Melatonin ist doppelt so hoch wie jene von Vitamin E. Es verbessert offenbar auch die Behandlung von Tumoren, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zu haben. Bei Fibromyalgie kann es die Schmerzen senken.
Melatonin ist bei Vielfliegern sehr beliebt, die häufig über den großen Teich jetten und deshalb ständig mit anderen Zeitzonen klar kommen müssen. Sie nehmen Melatonin als Tablette ein, um in den richtigen Schlafrhythmus zu fallen.
Gerade im Zusammenhang mit Alkoholkonsum und -entzug spielt Melatonin eine besondere Rolle. Alkohol stört nicht nur die nächtliche Ausschüttung des Hormons, sondern verändert auch die Struktur des Schlafes: Betroffene schlafen oft rasch ein, wachen aber in der zweiten Nachthälfte unruhig oder zu früh wieder auf. Während der Entwöhnungsphase kann sich die körpereigene Melatoninproduktion allmählich normalisieren – was zu einem deutlich erholsameren Schlaf führt. Dieser stabilere Schlafrhythmus ist wiederum ein wichtiger Baustein, um die Abstinenz aufrechtzuerhalten, da Schlafmangel und ständige Müdigkeit das Rückfallrisiko erhöhen.
Dr. med. Bernd Guzek #
Arzt, Autor, Angehöriger & Mitbegründer von Alkohol adé
Beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den biochemischen Grundlagen von Sucht und Hirnstoffwechselstörungen sowie deren Beeinflussung durch Nährstoffe.